Bürgerbegehren und Bürgerentscheid Lachwald Stutensee
Bürgerinitiative für den Erhalt der Natur in Wäldern, Landschaftsschutzgebieten und Grünzäsuren

2025 Aktuelle Informationen

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Hitzewellen, Dürren und Überschwemmungen nehmen weiter zu!

BRIEF AN OB BECKER – Stadt oder Natur? Beides geht mit grüner Planung!



Europa ist der Kontinent mit der weltweit schnellsten Erwärmung. Gleichzeitig verwandeln sich unsere Städte – wie der aktuelle Städte-Hitzecheck der Deutschen Umwelthilfe zeigt – zunehmend in Beton- und Asphaltwüsten. Fehlendes Stadtgrün macht sie in heißen Sommern zu gefährlichen Hitzeinseln. Auch unsere Stadt muss endlich handeln: Es reicht nicht mehr, nur über Klimaanpassung zu sprechen. Jetzt braucht es konkrete Schritte, damit unsere zunehmend überhitzten Lebensräume auch in Zukunft bewohnbar bleiben. Wir forderten Frau OB Becker auf, umgehend wirksame Maßnahmen für eine klimaresiliente Kommune umzusetzen. Nötig sind mehr Bäume, mehr Grünflächen und eine blau-grüne Infrastruktur, die Wasser speichert, verdunstet und kühlt.

Die Ergebnisse des Hitze-Checks 2025 der Deutschen Umwelthilfe (DUH) zeigen: Bereits jetzt sind über 12 Millionen Menschen in deutschen Städten von extremer Hitze betroffen. Versiegelte Flächen, fehlendes Stadtgrün und mangelnder Schatten verwandeln viele Stadtgebiete im Sommer in gefährliche Hitzeinseln und Betonwüsten.

Auch die ARD hat sich am 14.08.2025 mit dem Thema befasst; die Story zeigt, wie Städte überhitzen:

 

Da auch Stutensee bei aktuellen Bauprojekten ähnliche Entwicklungen erkennen lässt, haben wir im Zusammenwirken mit der Deutschen Umwelthilfe (DUH) einen Kurzbrief an die Oberbürgermeisterin gesandt. Der Inhalt deckt sich mit unseren nachfolgenden Ausführungen, ist jedoch bewusst kürzer gefasst, da für die professionellen Stadtentwickler bei der Stadtverwaltung keine zusätzlichen Erklärungen notwendig erscheinen.


1. Grün schützen und ausweiten – Hitzeschutz durch Entsiegelung

Grünflächen und Bäume sind unsere stärksten Verbündeten im Kampf gegen die immer häufiger auftretenden Hitzewellen und Starkregenereignisse. Gerade große Bäume müssen dringend erhalten werden. Es ist jetzt an der Zeit, mehr Platz für Grün zu schaffen, ungenutzte Flächen zu entsiegeln und bestehende Grünflächen aufzuwerten. Beispiel öffentl. Parkplatz hinter der Festhalle:

LINKS: Ist-Zustand / RECHTS: Vision

Das Verlegen von Glasfaser- oder Wärmeleitungen und andere Tiefbauarbeiten sind immer auch Gelegenheiten, Flächen von Asphalt zu befreien. OB Becker wurde aufgefordert, unsere Stadt widerstandsfähiger gegenüber Klimaveränderungen zu machen und gleichzeitig die Lebensqualität und Biodiversität zu fördern. 


2. Planung an Klimaziele anpassen und verbindlich festsetzen

Unsere Stadtentwicklung muss sich endlich an den neuen klimatischen Realitäten orientieren. Klimaschutz und Klimaanpassung müssen bei allen Bauvorhaben und im Bestand eine zentrale Rolle spielen. Wohnraum schaffen – ja, aber nicht ohne die Freiräume und Gebäude klimafest zu machen.


Maßnahmen der Nachverdichtung bieten neben der Schaffung von Wohnraum auch die Möglichkeit mehr Grün mitzudenken. Wir fordern die Stadtverantwortlichen ganz konkret auf, für unsere Kommune eine Freiraumsatzung einzuführen und so verbindliche Rahmenbedingungen für mehr Klimaanpassung zu schaffen. Einzelne große Städte und  auch viele  kleinere Kommunen unternehmen damit bereits jetzt Maßnahmen für eine höhere Umwelt- und Lebensqualität.


3. Regen zurückhalten – Schwammstadt verwirklichen

Das Ziel muss die „Schwammstadt“ sein. Statt Regenwasser unkontrolliert in die Kanalisation abzuleiten, müssen wir es speichern und für die Kühlung unserer Stadt nutzen. Neubauten und Infrastrukturprojekte sollten dieses Prinzip zwingend integrieren. Dach- und Fassadenbegrünung ist sinnvoll.



Bei allen Neubauten und Sanierungen sollte die Speicherung von Regenwasser vorgenommen werden. Dieses Prinzip schützt uns nicht nur vor Überschwemmungen, sondern trägt auch aktiv zur Kühlung in Zeiten extremer Hitze bei! Jüngste Überflutungen in Stutensee zeigen diesen Bedarf.


4. Mehr Platz für Wasserläufe – Flächen renaturieren

Stutensee muss mehr Flächengerechtigkeit und mehr Platz für blau-grüne Infrastruktur schaffen. In den Stadtquartieren müssen dafür dringend Flächen entsiegelt und vorhandene Grünflächen qualifiziert werden. Innerstädtische Gewässer müssen so renaturiert werden, dass ihre Funktionen für den Hochwasserschutz, als Naturerlebnisräume und als Lebensraum und Wanderkorridore für die Artenvielfalt wiederhergestellt werden.


LINKS: Ist-Zustand / RECHTS: Vision


Wir haben bereits eine Rückmeldung aus dem Rathaus erhalten, wonach die von uns genannten Themen bereits auf vielfältige Weise in die Amtsplanungen einfließen würden. Als konkrete Beispiele wurden das Förderprogramm im Bereich „Klimawandelanpassung“ sowie die Teilnahme am eca (European Climate Adaptation Award) genannt.


Eine Prüfung hat jedoch ergeben, dass das genannte Förderprogramm wegen Sparmaßnahmen stark minimiert wurde. Unsere konkreten Anregungen zur Entsiegelung von Flächen und zur Fassadenbegrünung sind bereits gestrichen. Zum Vergleich: Seit mehr als 35 Jahren unterstützt das Gartenbauamt der Stadt Karlsruhe das Engagement der Bürgerinnen und Bürger, private Innen- und Hinterhöfe, Dächer sowie Fassaden zu begrünen. Die Förderung umfasst eine kostenlose Beratung für Anwesen im gesamten Stadtgebiet sowie finanzielle Zuschüsse.

Die eca-Teilnahme ist im Kern eine Mitgliedschaft. Diese allein bringt jedoch keinen Nutzen – auch andere Kommunen sind Mitglied. Entscheidend wäre, unabhängig zu handeln, unsere örtlichen Gegebenheiten zu prüfen und den eigenen, gut bezahlten Experten sowie qualifizierten Fachkräften mehr Entwicklungsspielraum und Entscheidungskompetenz in ihrer täglichen Arbeit einzuräumen. Dennoch ist zu bezweifeln, dass bei zunehmenden Extremwetterereignissen wie Stürmen, Hitzeperioden oder Trockenheit wirksame und vorausschauende Lösungsansätze für die örtlichen, zum Teil bereits heute bekannten Probleme, entwickelt und aufgrund der prekären Haushaltslage in Stutensee umgesetzt werden können.

Die nachfolgende Berichterstattung war nicht Bestandteil des Briefes an OB Becker vom 01.07.2025


Für ein Wohnquartier wurde eine stattliche Anzahl von Bäumen gefällt 



Blick mit Google Earth auf das Gelände des ehemaligen Schwimmbads

Auffällig sind die vielen Bäume, die im Lauf der Jahre gefällt wurden. Das Google-Foto zeigt das inzwischen abgerissene alte Hallenschwimmbad, umrahmt von Grünflächen und Bäumen rundum. 




Historischer Verlauf von Fällungen, die von GOOGLE EARTH dokumentiert wurden

01.01.2009


06.05.2016


26.04.2020


04.09.2021



Kurzfristige, niederschwellige Angebote für akute Hitzeperioden — etwa klimatisierte, öffentlich zugängliche Cooling Spots (Rathäuser, Mehrzweckhallen, Bibliotheken), gezielte Unterstützung vulnerabler Gruppen (Seniorinnen und Senioren, Kranke, Menschen ohne Garten oder Balkon) sowie beschattete Sitz- und Treffpunkte in örtlich zugänglichen Parkanlagen — fehlen in Stutensee bislang weitgehend. 
Solche Maßnahmen sind international erprobte Bausteine kommunaler Hitzeschutzpläne und lassen sich mit überschaubarem Aufwand einrichten. Ihr Fehlen erhöht jedoch nachweislich die gesundheitlichen Risiken, insbesondere für ältere und erkrankte Menschen.


Auch im stadtökologischen Umgang mit Grünflächen und öffentlichem Raum ist in den letzten Jahren ein deutlicher Rückschritt zu erkennen: 
Die Baudichte steigt, naturnahe Flächen schrumpfen, gesunde Bäume wurden ersatzlos gefällt, und vorhandene Grünstrukturen wurden durch maschinelle Eingriffe geschädigt oder zerstört.

Ein prägnantes Beispiel sind die jahrzehntelang an vielen Straßenrandstandorten aufgestellten Pflanzkübel, die Ende letzten Jahres in großer Zahl entfernt wurden. Wir konnten nichts darüber finden, dass diese Maßnahme öffentlich angekündigt noch begründet wurde; auch der Gemeinderat scheint nicht vorab informiert oder einbezogen worden zu sein. Dabei hatten die Kübel nicht nur eine gestalterische Funktion: Sie trugen zur Verkehrsberuhigung bei, halfen bei der Begrenzung von Parkflächen, verbesserten das Stadtbild und waren Teil einer städtischen Bewässerungslogistik. Mag der Verlust eines einzelnen Kübels unbedeutend erscheinen, so bedeutet die massenhafte Entfernung dennoch einen erheblichen Rückschritt für Stadtbegrünung, Biodiversität und Aufenthaltsqualität.


Besonders gravierend ist der aktuelle Eingriff in ein naturnahes Areal beim Alten Friedhof in Büchig, das Teil des Projekts „Natur nah dran“ von Land, NABU und Stadt war. Ziel dieses Programms ist es, Tieren und Pflanzen Lebensraum im unmittelbaren Wohnumfeld zu schaffen, die biologische Vielfalt zu fördern und die Lebensqualität der Bevölkerung zu steigern. Statt – wie fachlich vorgesehen – invasive Pflanzen gezielt und schonend zu entfernen, wurde die Fläche komplett geräumt und nach Spurenlage mit Maschinen befahren. Damit wurde nicht nachhaltig gehandelt und ein über acht Jahre gewachsener Lebensraum nahezu vollständig vernichtet. Ähnliche Vorgehensweisen sind auch aus dem Stadtwald bekannt.


Diese Eingriffe sind nicht nur ökologisch fragwürdig, sondern auch politisch relevant. Sie bedeuten:

  • Erhöhte Hitzebelastung und damit höhere Gesundheitsrisiken für vulnerable Bevölkerungsgruppen
  • Verlust von Biodiversität und wichtigen Lebensräumen für Insekten, Vögel und Kleintiere
  • Verschlechterung des Stadtklimas durch weniger Verdunstungskühle
  • Einbußen an Lebensqualität und Attraktivität des öffentlichen Raums
  • Vertrauensverlust in Verwaltung und Politik, wenn Maßnahmen ohne transparente Information oder Beteiligung der Gremien erfolgen


Es handelt sich somit nicht um „kosmetische“ Veränderungen, sondern um Maßnahmen mit tiefgreifenden Auswirkungen auf Gesundheit, Naturhaushalt und demokratische Teilhabe. Erforderlich ist jetzt ein entschiedenes Handeln, bestehend aus:

  • Kurzfristigen Schritten: Einrichtung von Cooling Spots, Wiederaufstellung ausgewählter Pflanzkübel.
  • Transparenter Aufklärung: Offenlegung der Entscheidungswege, Begründung der Eingriffe, Benennung Verantwortlicher.
  • Langfristiger Strategie: Entwicklung einer verbindlichen Grünflächenstrategie eines kommunalen Hitzeschutzplans , eines regelmäßigen Monitorings sowie örtlich zugängliche Parkanlagen in allen Stadtteilen.
Nur durch diese Kombination lässt sich verhindern, dass Stutensee weiter an ökologischer Qualität, Aufenthaltswert und Bürgervertrauen verliert. Setzen Sie sich mit Ihrer Stadträtin oder Stadtrat des Vertrauens zwecks Wiederherstellung der ursprünglichen Zustände in Verbindung!



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WALDLEITBILD  für den Stadtwald Stutensee – Vergleich mit Eggenstein-Leopoldshafen



Die Stadt Stutensee lädt alle Bürgerinnen und Bürger ein, aktiv an der Neugestaltung des Stadtwalds teilzunehmen. Noch bis Anfang August läuft eine kurze Online-Umfrage, mit der Ihre Meinung einfließen soll.
Die Erstellung eines Waldleitbilds für den Stadtwald Stutensee wurde Oberbürgermeisterin Becker von Diplom-Forstwirt Volker Ziesling bereits vor 4 Jahren bei einer Lachwaldbegehung mit unserer Bürgerinitiative vorgeschlagen. Sein Angebot der kostenlosen Mitarbeit als externer Fachexperte wurde bisher nicht angenommen.


Egal ob Sie joggen, mit Hund oder Familie spazieren gehen oder sich einfach nur erholen – jeder Blick auf den Wald ist einzigartig. Darauf aufbauend soll ein Waldleitbild entstehen, das festlegt:
• Wie das Waldgebiet künftig aussehen soll
• Welche ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Funktionen Priorität haben sollen
• Ob Holzernte oder Naturschutz stärker gewichtet wird

Wegen knapper Kasse beschloss der Gemeinderat eine kompakte Bürgerbeteiligung. Dafür steht ab sofort ein Online-Fragebogen bereit: survey.lamapoll.de/Stadtwald Stutensee


In den Nachbargemeinden ist ein Waldleitbild längst üblich, wie z.B. in Eggenstein-Leopoldshafen. (Bitte hier oder Bild anklicken, um den Bericht des Gemeinderats Egg.-Leo. vollständig zu lesen)



Ein Leitbild muss jedoch auf der strikten Einhaltung gesetzlicher Vorgaben, Schutzbestimmungen und nachhaltiger Bewirtschaftungsgrundsätze basieren. Genau daran fehlt es in Stutensee seit Langem, wie folgende Chronologie zeigt:


1. 2017/2018: Kahlschläge im Schonwald Lochenwald

– Trotz Schonwaldstatus (Reservat mit Schutz besonders wertvoller Waldgesellschaften) genehmigte der Gemeinderat Stutensee Kahlschläge auf insgesamt 3 Hektar – dreimal so viel wie die gesetzliche Höchstgrenze von einem Hektar.
– Statt der entsprechend der Schonwald-Verordnung vorgeschriebenen natürlichen Verjüngung kamen sofort Baumschulpflanzen zum Einsatz.

Fotos: Obere Reihe Google Earth, unter Reihe Lachwald-erhalten


2. 2018/19: Überschreitung des Rahmens der Forsteinrichtung

– Im Lachwald wurden im Rahmen einer Durchforstung auf einen Schlag mehr Bäume gefällt, als der gesamte Zehnjahresplan für 2017–2026 vorsah. Bereits 2017 sowie danach wurden zahlreiche Bäume gefällt.

– Rücksichtslos wurden auch Lebensräume entfernt, obwohl diese bereits deutlich sichtbar als Biotopbaum bzw. Habitat gekennzeichnet waren; später wurde in der öffentlichen Gemeinderatsitzung anlässlich der Vorstellung der Waldschutzkonzeption kundgetan, dass der Lachwald nicht schützenswert sei. Ein Affront gegen die Wähler:innen, die beim Bürgerentscheid für den Erhalt des Lachwalds gestimmt haben,  sowie eine Beschönigung von naturschutzrechtlichem Unrecht.

Alle rot markierten Bäume gibt es heute nicht mehr


3. 2019/20: Bodenverdichtung in der Büchiger Hardt im Landschaftsschutzgebiet

– Ein Vollernter befuhr wiederholt wetterweiche „Rückegassen“, verdichtete und zerstörte Waldböden (das wichtigste Gut des Waldes!) sowie Wurzeln angrenzender Bäume – kurz nach häufigen Niederschlägen. 
– Außerdem: Ablehnung des Lübecker Waldmodells durch den Gemeinderat auf Vorschlag OB Becker


 

4. 2020/21: Verkehrssicherung als Vorwand

– Unter dem Totschlagargument „Verkehrssicherung“ fällte man trotz bereits vorhandener Überbewirtschaftung rund  80 % gesunder Buchen im Lachwald. Ein Gutachter belegte, dass die meisten Stämme kerngesund und blütenweiß waren.


5. 2021/22: Fällungen trotz FFH- und Schonwaldschutz

– Alte dicke Eschen und Buchen fielen dem Einschlag zum Opfer. Da der Stadtwald nicht FSC zertifiziert ist, konnten sie teilweise nur als Brennholz vermarktet werden.


6. 2022/23: Ablehnung des Förderprogramms „Klimaangepasstes Waldmanagement“

– Unser Vorschlag für einen schonenden Waldumgang mit Kahlschlagverzicht im Rahmen eines Förderprogrammes der Bundesregierung wurde vom Gemeinderat mehrheitlich abgelehnt – trotz nachweislicher ökologischer und finanzieller Vorteile, die von der Stadtverwaltung nicht gewollt und mit falschen Daten und Fakten untermauert wurden.


7. 2023/24: Weitere Kahlschläge im Natura-2000-Lebensraum Lochenwald

– Drei weitere Kahlhiebe festgestellt, jeder unter einem Hektar, darunter ein besonders wertvoller Feuchtwald Biotop nach § 30 BNatSchG, wurden zerstört: Waldboden mit tonnenschwerer Forstmaschine ganzflächig zerfahren, Biomasse komplett entfernt und wieder Baumschulpflanzen gesetzt – obwohl reichhaltige Naturverjüngung vorhanden war.


8. 2024/25: Zerstörung eines Biotopschutzwalds am Waldrand Stadtteil Blankenloch

– Eine angeblich alte zugewachsene Rückegasse mittig im Biotopschutzwald wurde freigeräumt und die Strauchschichten vernichtet, obwohl dies im Biotop nicht erlaubt ist und weitere Rückegassen außerhalb vorhanden sind. Ein beantragter Gesprächs-Austausch bei der Unteren Forstbehörde wurde von der Stadt Stutensee als „entbehrlich“ abgelehnt. Einfach unfassbar, wenn man aus Fehlern nichts lernen und die Geheimniskrämerei über Rückegassen fortsetzen will.


Viele Vorfälle wurden mit Videos dokumentiert - hier klicken


Unabhängig von den zahlreichen Vorfällen in der Waldbewirtschaftung ist für das Waldleitbild ein zentraler Umstand entscheidend:

Wie viel Holz steht eigentlich auf einem Hektar Wald?

• Landesdurchschnitt Baden Württemberg:  365 Fm/ha
• Stadtwald Stutensee (Zwischenprüfung 2022):  231 Fm/ha

Das bedeutet: Stutensee verfügt pro Hektar über rund ein Drittel weniger Holzvorrat als der Landesdurchschnitt. Seit 2022 sind weitere Holzernten erfolgt, wodurch die Lücke sogar noch deutlicher wird – zumal die jüngste Bundeswaldinventur einen Zuwachsrückgang infolge der Trockenjahre dokumentiert. Eine solche Entwicklung untergräbt die Nachhaltigkeit des Stadtwaldes und sollte bei der Beantwortung der Fragen zum Waldleitbild dringend berücksichtigt werden.

Können die o. a. Bewirtschaftungsfehler vermieden werden?

Sicherlich, wie der Artikel des Gemeinderats von Eggenstein-Leopoldshafen beim Nussbaum-Verlag zeigt. Der dortige Waldumgang wurde vollständig geändert. Nach jahrelanger intensiver Forstwirtschaft wird diese in den Background gedrängt. 

Hierzu Details über die dortigen Waldnaturschutzkonzepte:

Im Herbst 2023 wurde eine kommunale Waldnaturschutzkonzeption für den Gemeindewald beschlossen. Dies wurde in einer öffentlichen Sitzung des Ausschusses für Umwelt und Technik am 8. Oktober 2024 unter Tagesordnungspunkt „Waldleitbild und Waldnaturschutzkonzeption für den Gemeindewald“ diskutiert. Das Waldnaturschutzkonzept soll Teil eines neuen, ganzheitlichen „Waldleitbildes“ werden.

Ziele und Grundsätze:
Nach Angaben der dortigen Fraktion Bündnis 90/Die Grünen enthält die Konzeption klare ökologische Leitlinien: Die kommerzielle Holznutzung wird auf ein ökologisch sinnvolles Maß beschränkt, während Totholz, alte Habitatbäume und so genannte „Waldrefugien“ als wichtige Lebensräume bewusst erhalten bleiben. Ziel ist vor allem der Klima- und Biotopschutz: Artenvielfalt und natürlicher Waldcharakter sollen gestärkt werden, ohne die Erholungsfunktion für die Bevölkerung einzuschränken. Das Konzept lässt die Versorgung der Bevölkerung mit Brennholz grundsätzlich zu, betont aber, dass zukünftig mehr Alt- und Totholz im Wald verbleiben soll.

Maßnahmen und Pflegeschwerpunkte:
Konkret sieht die Konzeption u. a. vor:
• Extensive statt intensive Waldbewirtschaftung: Beschränkung der kommerziellen Bewirtschaftung auf ein ökologisch sinnvolles Maß.
• Totholz und Altbäume: Belassen von Altholz (stehend und liegend) im Bestand und Ausweisung von Habitatbaum- bzw. Refugienbereichen. (Stilllegung der Holzernte)
• Schonung seltener Arten: Schutz seltener Waldarten und ihrer Lebensräume durch besondere Rückzugsflächen.
• Biotopvernetzung: Vernetzungsmaßnahmen zu angrenzenden Naturschutzflächen (z. B. Schaffung von Waldrandstrukturen und Gehölzstreifen) ergänzen das Konzept – als Pendant zum Feldflur-Biotopverbund.
• Klimaangepasster Waldumgang: Förderung klimastabiler Mischbestände, Anpassung an Trockenheit und Schädlinge – im Sinne der fortschreitenden übergeordneten Waldschutzkonzepte von Baden-Württemberg.

Diese Punkte entsprechen der Landesstrategie Waldnaturschutzkonzeption, auf deren Vorgaben auch die kommunale Planung aufbaut. Die Landesforstverwaltung fordert generell einen hohen Totholzanteil und lockere Waldstrukturen als Schutz für Flora und Fauna. Eggenstein- Leopoldshafen orientiert sich daran durch sein eigenes Konzept und das neue Leitbild.

Schutzgebiete im Gemeindewald:
In Eggenstein-Leopoldshafen liegen mehrere geschützte Waldgebiete, die für das Konzept relevant sind. Ein bedeutendes Beispiel ist das Naturschutzgebiet „Altrhein/Kleiner Bodensee“, das (mit etwa 129 ha) zu Eggenstein-Leopoldshafen gehört. Es handelt sich um ein typisches Auenwaldgebiet mit ausgedehnten Röhricht- sowie Hart- und Weichholzauenwäldern, Heimat vieler gefährdeter Pflanzen- und Tiergemeinschaften. Ebenfalls Teil des Gemeindewaldes ist das große FFH-Gebiet Hardtwald (6916-342) nördlich von Karlsruhe, in dem Eggenstein-Leopoldshafen Anteile hat. Dort gilt, dass etwa 50 ha als Naturschutzgebiet ausgewiesen und fast der gesamte Rest als Landschaftsschutzgebiet steht. Die Waldkonzeption berücksichtigt diese Schutzgebiete: Pflege- und Eingriffsmaßnahmen müssen mit den Vorgaben der Schutzgebietsverordnungen und Pflegepläne abgestimmt sein.

Dokumente:
Die vollständige offizielle Konzeption liegt der Öffentlichkeit hauptsächlich in Form von kommunalen Beschlussvorlagen und Fachberichten vor. Beispielsweise kündigt die Tagesordnung der Gemeinderatssitzung den Punkt „Waldnaturschutzkonzeption“ an. Aussagen über Ziele und Maßnahmen finden sich in den Begleitinformationen (z. B. Fraktionsreden) sowie in allgemeinen Forstkonzepten des Landes. Konkrete Dokumente (z. B. PDF-Leitfäden) werden auf der Gemeindeverwaltungs-Website zum Download angeboten (z. B. neues Waldleitbild), sind aber in der Literatur nicht einzeln zitiert. Der heutige Bürgermeister von Eggenstein-Leopoldshafen, Lucas Lang, war langjähriger Mitarbeiter bei der Stutenseer Stadtverwaltung und unterstütze die Einbringung Grüner Kernelemente in die neuen Waldnaturschutzkonzepte.

Quellen: 

Die o.a. Informationen stammen aus öffentlichen Vorlagen und Berichten der Gemeinde Eggenstein-Leopoldshafen sowie überregionalen Naturschutzpublikationen. Hervorzuheben sind die Beschlussankündigung des Gemeinderats, Ausführungen der lokalen Grünen-Fraktion und offizielle Naturschutzbeschreibungen (NSG Altrhein; FFH Hardtwald) zur Veranschaulichung der Schutzgebiete.


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Dem Wald geht es schlecht –

Prof. Dr. Pierre Ibisch in Beiträgen bei Focus-Online


Dem Wald geht es schlecht – erläutert Prof. Dr. Pierre Ibisch in einem Gastbeitrag bei Spiegel-Online


Bereits am 30.09.2023 wurde im Harz auf dem großen Feldberg im Taunus eine Fachexkursion der BI „Waldwende Jetzt – Südhessen“ durchgeführt. Durch die Veranstaltung führte Forstwissenschaftler Volker Ziesling. Teilnehmer waren Landtagsabgeordnete, Lokalpolitiker, Forstleute und Personen  verschiedener Umweltorganisationen. Themen waren das Absterben von Monokulturen und Ansatzpunkte einer Neuorientierung im Umgang mit dem Waldökosystem. Unsere Dokumentation:



In einem Gastbeitrag bei Focus-Online erläutert Prof. Dr. Pierre Ibisch, wie im Harz durch flächiges Kahlschlagen kranker Fichten und ungeeignete Wiederaufforstung mit nicht-heimischen Baumarten Böden, Biodiversität und Trinkwasserhaushalt massiv geschädigt werden. Er plädiert für eine sozial-ökologische Waldbewirtschaftung, die ökologische Funktionen, Klimaanpassung und Gemeinwohl in den Mittelpunkt stellt.



Prof. Dr. Pierre Ibisch ist Biologe und Ökologe mit globaler Expertise in Naturschutz, nachhaltiger Entwicklung und Ökosystemmanagement. Seit 2004 lehrt er an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde „Sozialökologie der Waldökosysteme“ und seit 2024 leitet er den Studiengang Sozialökologisches Waldmanagement. Link zum Beitrag oder Bild anklicken:



Pierre Ibisch forscht zu waldökologischen Fragestellungen, engagiert sich für sozial-ökologische Waldbewirtschaftung und veröffentlichte mit Peter Wohlleben das Buch „Waldwissen – Vom Wald her die Welt verstehen“. 

Zur Leseprobe bei Amazon bitte das Buch anklicken:


In ihrem ersten gemeinsamen Buch zeigen sie anschaulich den Wald als hochkomplexes Netzwerk aus Bäumen, Tieren, Mikroben und Pilzen, das Klima, Wasserhaushalt und Kultur prägt. Mit aktuellen Forschungsergebnissen und opulenten Bildern regen sie dazu an, unseren Umgang mit dem Wald zu hinterfragen und ihn nachhaltig zu bewirtschaften.




Nachfolgend weitere Beiträge auf Focus-Online von Pierre Ibisch

 (bitte jeweils das Bild anklicken)
















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Dem Wald geht es schlecht –

Reschke Fernsehen über Holz-Lobby: volle Kassen, tote Wälder

Dem Wald geht es schlecht – Reschke Fernsehen über Holz-Lobby: volle Kassen, tote Wälder


ARD originale Inhaltsbeschreibung: "Ein kurioses Netzwerk aus Adelsfamilien, Ministerien und Staatsforsten bringt unsere Wälder an ihre Grenzen - und selbst erfahrene Lobbyismus-Experten zum Staunen! Unseren Wäldern geht es heute so schlecht wie nie. Aber dagegen unternommen wird viel zu wenig. Warum eigentlich? Mit deutschem Holz lässt sich viel Geld verdienen. Und statt die Branche zum stärkeren Schutz der Wälder zu verpflichten, mischt und (holzt!) der Staat kräftig selbst mit. Sägt Deutschland am eigenen Ast?"


Der ARD-Beitrag von Reschke Fernsehen legt eindrucksvoll offen, wie eng Forstwirtschaft und Politik oftmals verflochten und konfliktreich sind – mit dramatischen Folgen für unsere Wälder und ihre lebenswichtigen Funktionen. Die sorgfältige Recherche und der Mut zur klaren Darstellung dieser Lobbyverbindungen sind ein bedeutender Schritt, um öffentliche Aufmerksamkeit auf dieses drängende Thema zu lenken und ein Umdenken in der Forst- und Umweltpolitik anzustoßen.

Denn Wälder sind weit mehr als Holzfabriken – sie sind zentrale Klimaschützer, artenreiche Lebensräume und unverzichtbare Teile unserer natürlichen Lebensgrundlagen. Umso wichtiger ist es, Missstände sichtbar zu machen und Alternativen für eine wirklich nachhaltige Waldnutzung in die gesellschaftliche Debatte einzubringen. Die Sendung leistet dazu einen wichtigen und wertvollen Beitrag.



Link zum Video von Reschke Fernsehen der ARD

 

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