2021 – Informationen zur Waldkrise u. a.
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Alte Eichen im Stadtwald Stutensee gefällt – mit Verträglichkeitsprüfung oder illegal?
Der größte Teil des Stutenseer Stadtwalds liegt östlich von Blankenloch und zieht sich bis nach Staffort. Dieser Wald liegt im Natura-2000-Gebiet, einem Schutz-Gebietsnetz in der Europäischen Union. Für Wälder, die in diesen Gebieten liegen, gelten die FFH-Richtlinien. Diese schreiben eine Verträglichkeitsprüfung über die Auswirkungen von Plänen und Projekten in diesen geschützten Gebieten vor. Rechtsgrundlage der rechtsverbindlichen Prüfung ist die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie.
Hierzu hat das OVG Bautzen ein Grundsatzurteil gefällt, das für die deutsche Forstwirtschaft Leuchtturmcharakter hat. Gegenstand des Urteils ist die Pflicht zur NATURA-2000-Verträglichkeitsprüfung in FFH- und Vogelschutzgebieten vor der Durchführung forstlicher Maßnahmen. Dabei ist auch die Öffentlichkeit mit einzubeziehen.
Ein Teil des im Landschaftsschutzgebiet „Bruchwaldgebiet der alten Kinzig-Murg-Rinne“ liegenden Waldes, der Lochenwald, wurde im Jahr 2000 per Verordnung zusätzlich zum Schonwald erklärt. Dennoch wurden in den vergangenen Jahren mit Kenntnis des Stutenseer Gemeinderates mehrere Kahlschläge durchgeführt, frei nach dem Motto, wir (die Stadträte und Stadträtinnen von Stutensee) entscheiden im forstwirtschaftlichen Interesse und vertrauen den Forstbeamten.
Wir hatten Oberbürgermeisterin Becker, den Betriebsleiter des Forstamts sowie die für Stutensee zuständige Försterin auf die Durchführungspflicht der FFH-Verträglichkeitsprüfung ausdrücklich hingewiesen. Erfolgt diese nicht vor forstlichen Maßnahmen, stellt dies einen erheblichen verwaltungsrechtlichen Verstoß dar. Tritt durch eine nicht zuvor geprüfte Forstmaßnahme – bspw. durch eine Zerstörung von Lebensraum der Wildtiere in einem Vogelschutzgebiet – eine erhebliche Schädigung i. S. der Fauna-Flora-Habitats-Richtlinie ein, könnte bei der Staatsanwaltschaft wegen Zerstörung von Lebensraum der Wildtiere im geschützen Gebiet (z.B. Fällung efeubewachsener Bäume im Vogelschutzgebiet) eine Prüfung wegen des Verdachts einer Straftat nach § 329 (4) StGB veranlasst werden.
Nachfolgend ein Auszug aus § 329 Absatz 4 des Strafgesetzbuches, in welchem Bezug auf die o. a. Fauna-Flora-Habitats-Richtlinie genommen wird:
§ 329 StGB: Gefährdung schutzbedürftiger Gebiete
Wer unter Verletzung verwaltungsrechtlicher Pflichten in einem Natura 2000-Gebiet einen für die Erhaltungsziele oder den Schutzzweck dieses Gebietes maßgeblichen
1. …
2. natürlichen Lebensraumtyp, der in Anhang I der Richtlinie 92/43/EWG des Rates vom 21. Mai 1992 zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen (ABl. L 206 vom 22.7.1992, S. 7), die zuletzt durch die Richtlinie 2013/17/EU (ABl. L 158 vom 10.6.2013, S. 193) geändert worden ist, aufgeführt ist,
erheblich schädigt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.
Jetzt wurde einigen Waldspaziergängern das Weihnachtsfest getrübt. Sie meldeten uns noch vor Weihnachten gefällte, meterdicke Eichen hinter der Gasverteilerstation Blankenloch, am Eingang zum Lochenwald. Aus einem alten Baumbestand wurden die dicksten Eichen des Lochenwalds gefällt.
(Ergänzung am 25.04.2022: Laut Mitteilung der Stadtverwaltung Stutensee handelte es sich beim eingeschlagenen alten Baumbestand um Eschen, die nicht „meterdick“ waren. Das Forstamt widerum räumte ein, dass „das stärkste Exemplar am Stammfuß, unter Einbeziehung des Wurzelanlaufes, ca. 1 m Durchmesser hatte“.)
Foto-Diashow
Hinterlassener Efeu mit Früchten lässt auf entsprechenden Bewuchs der Bäume schließen. Entgegen dem weitverbreiteten Glauben schadet Efeu ausgewachsenen Bäumen nicht. Dichtes Blattwerk schützt im Winter vor Frost und im Sommer den Stamm vor direkter Sonneneinstrahlung. Sonnenbrand wird verhindert.
Außerdem bieten die Blätter des Efeus im Frühjahr Brutmöglichkeiten für Vögel sowie Unterschlupf für Insekten, im Herbst kommt den Efeublüten als Nahrungsquelle für Insekten eine besondere Bedeutung zu, weil in dieser Zeit die meisten anderen Pflanzen bereits verblüht sind.
Kurzvideo der BI
Nur der Blütennektar des Efeus bietet dann bis Winteranfang ausreichende Nahrung für Schwebfliegen, Marienkäfer, Schmetterlinge, Ameisen, Bienen, Faltenwespen, Solitärwespen oder Feuerwanzen. Im Winter sind die ausgereiften Beeren ein beliebtes Nahrungsangebot für Vögel wie Amsel, Drossel und Star. Junger Efeubewuchs kann das nicht leisten, weil er erst nach ca. 20 Jahren Blüten bildet. (Q: NABU)
Peter Wohlleben über Efeu
Wer als Verantwortlicher solchen Fällungen im Vogelschutzgebiet, ohne zuvor durchgeführter Verträglichkeitsprüfung zustimmt, oder diese veranlasst, schädigt den natürlichen Lebensraum der wildlebenden Tiere erheblich, zumal dieser spezielle Lebensraum im vorliegenden Fall dreifach geschützt ist. Und zwar durch das Landschaftsschutzgebiet, den zum Schonwald erklärten Lochenwald und das Natura 2000 Netzwerk.
Mancherorts wird noch geglaubt, das rechtskräftige und für ganz Deutschland gültige OVG-Urteil ignorieren zu können. Um Missverständnisse zu vermeiden, haben wir bei der Stadtverwaltung Stutensee die entsprechenden Unterlagen über die vorgeschriebene Verträglichkeitsprüfung angefordert. Siehe Link:
https://fragdenstaat.de/anfrage/vertraglichkeitsprufung/
Die Stadtverwaltung sollte spätestens bis zum 1. Februar 2022 die Unterlagen vorlegen. Ansonsten ist davon auszugehen, dass vor den Fällungen keine Verträglichkeitsprüfung vorgenommen worden ist und entsprechende Pflichtverletzungen vorliegen.
Erfahrungsgemäß ist zu vermuten, dass das Forstamt mit der Beantwortung unserer Anfrage beauftragt wird. Die vorliegenden Fällungen mit dem Managementplan zu begründen, wäre nicht ausreichend!
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Oktober 2021
Aktuelle Greenpeace-Studie - mehr Schutz vor Holzeinschlag gefordert
Die Umweltorganisation Greenpeace fordert von der zukünftigen Bundesregierung, Teile unserer Wälder rechtlich dauerhaft vor Holzeinschlägen zu schützen. Denn 67 Prozent der Wälder liegen in ausgewiesenen Schutzgebieten und gelten damit offiziell als geschützt. Greenpeace stellte jetzt in einer Studie fest, dass aber in nur 2,8 Prozent der Wälder keine Bäume gefällt werden.
Die Studie wurde anlässlich der 15. UNO-Biodiversitätskonferenz veröffentlicht. Die Konferenz startete am 11. Oktober in Kunming (China).
In Deutschland gilt die Biodiversitätsstrategie, zehn Prozent der Landflächen und Meeresgebiete streng zu schützen. Bund, Länder und Kommunen stehen in der Pflicht. Stutensee bewirtschaftet 100 Prozent seiner Waldflächen.
Selbst vor Kahlschlägen – wie durch den Gemeinderat Stutensee, ohne Einbindung der vorgeschriebenen Öffentlichkeit, genehmigt – war der im Schutzgebiet liegende „Schonwald Lochenwald“ bei Staffort, Teil des Stadtwaldes von Stutensee, nicht geschützt (s. Fotos der Bürgerinitiative).
Ein äußerst fragwürdiger Beschluss, weil dem Gemeinderat die Lage der Kahlschläge im Natura-2000-Gebiet vorenthalten wurde sowie in der Folge die FFH-Richtlinien unberücksichtigt blieben, und es sich gleichzeitig um einen speziell geschützten Wald, einen Schonwald handelt.
Es gibt bisher keine Pläne, wie dieses Ziel erreicht werden soll.
Die Greenpeace-Studie zeigt: Um übergeordnete Ziele der EU zu erreichen, müsste die Bundesregierung fünfzehn Prozent der Wälder dauerhaft rechtlich vor Holzeinschlag absichern.
“In jedem Schutzgebiet ist klar geregelt, ob Besuchende die Wege verlassen oder Blumen pflücken dürfen. Doch im Großteil aller Schutzgebiete ist Bäume fällen erlaubt”, sagt Sandra Hieke, Waldexpertin von Greenpeace. ”Das ist völlig absurd und hilft nicht, das Artensterben und die Klimakrise aufzuhalten. Die neue Bundesregierung muss den Wald als lebenswichtiges Ökosystem bewerten und nicht als Holzproduzenten.”
September 2021
Lachwaldbegehung mit OB Becker, Forst und Bürgerinitiative
- zur Klärung nicht nachvollziehbarer Forstmaßnahmen
Eine Woche nach Veröffentlichung des Videos bot das Forstamt eine Lachwaldbegehung mit Teilnahme von OB Becker zur Klärung der offenen Fragen an. Dieser, für Stadt und Forst „zeitnahe“ Termin, fand am 01.September 2021, also 10 Wochen nach der Anfrage, mit der BI „Lachwald-erhalten“ statt. Wir wurden begleitet von Dipl. Forstwirt Volker Ziesling von der ★ BI Waldwende Jetzt ★ und der ★ Bundes-Bürger-Initiative Waldschutz ★. Durch die Mitwirkung unseres Waldexperten war ein fachlicher Austausch gegeben. Volker Ziesling verwies darauf, dass bei stark aufgelichteten Stellen ein anderer Wald entstehen wird. Er stellte auch fest, dass sich bereits Neophyten im Lachwald ausbreiten.
Gleich zu Beginn des Treffens entlasteten die Teilnehmer des Forstamts die Stadt und übernahmen die volle Verantwortung für die im Video aufgeführten „Missgeschicke“, obwohl die alleinige Verantwortung letztendlich der Stadt obliegt. Der Gemeinderat der Stadt entscheidet nämlich, welcher Dienstleister auf welche Art und Weise den Stadtwald zu bewirtschaften hat.
Kontrollmaßnahmen zu unterlassen und dem Forst in Gemeinderatssitzungen immer wieder das „Vertrauen“ auszusprechen, bestätigte sich uns aufgrund der nachfolgend genannten Ausreden als falsch:
★ Der Vorschlag zur Entfernung von Bäumen im Bereich der Tipis kam vom Forstamt. Deshalb wurden trotz eines nahegelegenen offiziellen Spielplatzes Bäume und nicht die Tipis an verschiedenen Stellen im Lachwald entfernt.
★Nachfolgend ein Beispiel aus einer Nachbargemeinde, wo geschädigte Bäume trotz Tipis stehen bleiben können.
★ Die Beantwortung unserer E-Mail-Anfrage mit der Bitte um Aushändigung der Markierungsrichtlinien wegen den neuen bunten Farben wurde vom Forstamt an einen Sachbearbeiter der Stadt gesandt und von dort leider nicht an uns weitergeleitet.
★ Gefällte Bäume waren angeblich nicht markiert, weil dem Forstamt die Farbe ausgegangen sei… und dies mehrmals an verschiedenen Stellen im Lachwald.
★ Die angefallene Biomasse am Spielplatz wurde nicht im Wald verteilt, weil man den Waldboden nicht befahren wollte. (Hinweis: mit entsprechendem Gerät wäre eine Verteilung durchaus möglich gewesen.)
★ Am Waldspielplatz war die Einsicht vorhanden, dass man Baumstümpfe als Sitzgelegenheit oder zum Klettern für die Kinder hätte stehen lassen können.
★ Die in der Gemeinderatssitzung im Frühjahr angekündigten Hinweisschilder zur Biomasse waren zum Zeitpunkt der Begehung noch nicht vorhanden und wurden von uns reklamiert – sie sind zwischenzeitlich aufgestellt.
★zum Thema Artenschutz: Spechthöhlen wurden übersehen, obwohl die Markierung zum Fällen in unmittelbarer Nähe einer der Spechthöhlen angebracht war…
★ Die im städtischen Ausschuss avisierte Hebebühne (Hubwagen) kommt jetzt doch nicht zum Einsatz. Damit sollten gefährliche Äste entfernt werden, damit nicht gleich der ganze Baum eingeschlagen werden muss. So zumindest wurde es dem städtischen Ausschuss im Vorfeld kund getan.
★ Das Forstamt kritisierte unsere Anmerkung, dass in der 3-jährigen Amtszeit von OB Becker bereits der dritte Förster(in) seinen/ihren Dienst in Stutensee verrichtet und verwies auf die in dieser Zeit liegende Forstreform. Was kümmert uns Bürger die Forstreform? Tatsache sind 3 verschiedene Förster(in) innerhalb von 3 Jahren. Jeder macht sein Ding und ist nicht für die Maßnahmen des jeweiligen Vorgängers verantwortlich.
★ Der schmale Pfad, der parallel zur Bahn verläuft, sei eine Rückegasse, die mit Forstmaschinen befahren werden darf. Ähnliches hatten wir im vergangenen Jahr in der Büchiger Hardt. Dort wurden alle 20 Meter Rückegassen mit einem schweren Vollernter befahren. Letztendlich stellte sich heraus, dass es gar keine Rückegassen gibt und somit der Waldboden verbotenerweise für Jahrzehnte geschädigt worden ist.
★ Bei der nachfolgenden Befahrung mit einer Forstmaschine handelt es sich mit Sicherheit um keine befahrbare Rückegasse, sondern um Waldboden entlang eines Privatgrundstückes.
★Auch zukünftig kann das Forstamt aus personellen Gründen keine Überwachung der beauftragten Waldarbeiterfirma gewährleisten. Somit ist es nur eine Frage der Zeit, bis wieder Waldboden mit schweren Forstmaschinen illegal befahren wird.
★ Stutensee bewirtschaftet 100 Prozent des Stadtwaldes. Eigentlich sollten davon bis zum Jahr 2020 ca. 10 Prozent komplett aus der Bewirtschaftung genommen werden. Das Forstamt sieht sich jedoch nicht in der Pflicht, EU-Bestimmungen einzuhalten und verwies darauf, dass national lediglich eine Biodiversitätsstrategie der Bundesregierung vorliegt. Hierzu ist anzumerken, dass EU-Recht über nationalem Recht steht.
★ Hinsichtlich der Holzbewirtschaftung in Natura-2000-Gebieten (Stafforter Wald) verwies Waldexperte Volker Ziesling auf die EU-Richtlinien. Er berichtete, dass wegen Kahlschlägen – ähnlich wie im Stafforter Wald – bereits Anzeigen gegen andere Städte erstattet wurden, die bundesweites Aufsehen erregten und noch entsprechende Reaktionen erwarten lassen.
Trotz dieser ernüchternden Erkenntnisse war die erneute Bestätigung von Oberbürgermeisterin Becker positiv, dass unter ihrer Führung der Lachwald erhalten bleiben wird und auch nicht in einen Park umgewandelt werden soll. Wir vermissten aber eine klare Stellungnahme über die zukünftige Waldbehandlung in Zeiten des Klimawandels und Artensterbens. Denn diese wird in der Zukunft entscheidend für den Erhalt des Stadtwaldes sein.
OB Becker verwies lediglich darauf, dass die Angelegenheit im Gemeinderat kontrovers diskutiert wird und letztendlich der Rat entscheidet. Auf Rückfragen erklärte sie, dass die mehrfach verschobene Entscheidung zur zukünftigen Waldbehandlung mit Beteiligung der Bürgerschaft noch im Herbst dieses Jahres vorgesehen sei. So besteht die Hoffnung, dass die von uns seit Jahren geforderte Transparenz und Bürgerbeteiligung endlich stattfindet und der dringend erforderliche Austausch verschiedener Forstmeinungen für eine objektive Entscheidungsfindung auch im Stutenseer Gemeinderat zustande kommt.
Am Ende des Rundgangs schlug Volker Ziesling für eine zukünftige Nachvollziehbarkeit und Transparenz die Erstellung eines detaillierten Leitbildes für den Stadtwald Stutensee vor und bot hierzu seine Mitarbeit an.
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September 2021
Waldbegehung bei Speyer – Anne Spiegel folgte der Einladung von Volker Ziesling
Im September 2021 lud Forstwissenschaftler Volker Ziesling zu einem politischen Waldspaziergang in Dudenhofen bei Speyer in Rheinland-Pfalz ein. Anne Spiegel, die in Leimen gebürtige und in Speyer wohnende grüne Vize-Ministerpräsidentin und Umweltministerin von Rheinland-Pfalz kam mit dem Fahrrad zum Ausgangspunkt der Waldexkursion, begleitet von Personenschützern, die sich ebenfalls abstrampelten.
Der Zeitpunkt der Bundestagswahl rückte näher, aber niemand konnte ahnen, dass die vierfache Mutter ein Vierteljahr später zur neuen Bundesfamilienministerin in Berlin ernannt wird. Erfahren ist sie, denn sie war früher bereits Familienministerin in Rheinland-Pfalz.
Zu Beginn des politischen Waldspaziergangs begrüßte Diplom-Forstwirt Volker Ziesling all seine geladenen Gäste und stellte dabei auch die Teilnehmer der „BI Lachwald-erhalten“ vor. Er berichtete darüber, dass der Lachwald in Stutensee mittels BÜRGERBEGEHREN und darauffolgendem BÜRGERENTSCHEID vor Abholzung bewahrt werden konnte.
Rund 35 Waldinteressierte und Waldschützer aus der Region sowie von Koblenz bis Stutensee waren angereist. Neben der Ministerin waren auch Dudenhofens Bürgermeister Jürgen Hook (SPD) sowie dessen Beigeordneter Reinhard Burck (Grüne) der Einladung gefolgt.
Danach führte der Waldexperte seine Gäste entlang des Dünenpfades durch den Dudenhofener Wald und erklärte sehr anschaulich dessen Besonderheiten und Entwicklungen.
Den Verantwortlichen von Dudenhofen dürfte Zieslings Resümee gefallen haben, dass sich ihr Wald aufgrund maßvoller Pflege in einem sehr guten Zustand befindet.
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Nationaler Waldgipfel 2021 – jetzt auf Youtube
Der zweitägige nationale Waldgipfel liegt nun ein paar Tage zurück. Diejenigen, die nicht live dabei sein konnten, können die beiden Tage auf Youtube ansehen. Für Stutensee ist auch besonders die letzte Diskussionsrunde am 1. Tag interessant. Dabei geht es um Holzeinschläge in Natura 2000 Gebieten (im Video 1 ab 05:24). Die Expertenrunde stellt klar, dass derartige Holzeinschläge, wie auch in Stutensee vom Gemeinderat beschlossen – ohne die Öffentlichkeit mit einzubeziehen – illegal sind.
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Donnerstag 05.08.2021 und Freitag 06.08.2021
Nationaler Waldgipfel 2021 – Online-Teilnahme als Zuschauer möglich
Der Wald stirbt. Doch stirbt er wirklich oder gibt es noch Hoffnung? Sind Klimakrise und Borkenkäfer nicht nur Anlass zur Sorge, sondern vielleicht auch Anstoß dazu, die Art der Waldbewirtschaftung zu überdenken und neu auszurichten?
Der nationale Waldgipfel „Waldsterben 2.0“ bietet verschiedene moderierte Diskussionsrunden rund um diese Themen. Dazu treffen sich am 5. und 6. August Vertreter:innen aus Politik, Forstwirtschaft, Forstwissenschaft, NGOs und angrenzenden Wissenschaftsdisziplinen. Dabei wird die ganze Bandbreite ausgelotet: Von Holz über Waldumbau und Jagd bis hin zu einem neuen Studiengang und dem Umgang mit Nichtwissen möchten wir möglichst vielfältige Meinungen zusammentragen und über Lösungen diskutieren. Um die Öffentlichkeit mit einzubeziehen, wird die Veranstaltung online übertragen. Bisher haben sich bereits über 1000 Zuschauer angemeldet.
Zur Anmeldung für kostenlose Tickets ★ hier ★
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In der im Mai 2021 hybrid durchgeführten Sitzung des Ausschusses für Verwaltung und Soziales (AVS) von Stutensee war erneut der Lachwald Thema. Schon wieder wurde aus Gründen der Verkehrssicherung angekündigt, dass Bäume gefällt werden.
Während der bisherigen Amtszeit der Oberbürgermeisterin hat inzwischen der dritte Forstrevierleiter für den Bereich des Stutenseer Stadtwaldes den Dienst angetreten. Genauer gesagt, jetzt eine Försterin.
Was bisher im Lachwald geschah:
Förster 1 hat den Lachwald überbewirtschaftet, also vor Jahren schon mehr Holz eingeschlagen, als im Forsteinrichtungswerk bis einschließlich 2026 vorgesehen war.
Förster 2 hat im vergangenen Jahr unter dem Vorwand der Verkehrssicherungspflicht angeblich durch Trockenheit und Fäule erkrankte Buchen abholzen lassen, von denen jedoch nach Feststellung eines von uns beauftragten Sachverständigen ca. 80 Prozent kerngesund waren.
Försterin 3 wurde online zur AVS-Sitzung zugeschaltet, stellte sich vor und berichtete über beabsichtigte Maßnahmen aus Gründen der Verkehrssicherung im Lachwald und in der Büchiger Hardt. Der Vortrag klang einigermaßen plausibel und waldschonend, das Ergebnis im Lachwald ist jedoch niederschmetternd.
Förster*in 4 (Wunschvorstellung) kümmert sich hoffentlich einmal vor Ort um die beauftragten Waldarbeiter, kontrolliert die Durchführung der Forstmaßnahmen und steht Rede und Antwort auf Anfragen der Bürgerschaft.
Ständiger Personalwechsel führt wegen unterschiedlichen Arbeitsweisen bei den Einwohnern zu Verwirrungen, insbesondere dann, wenn die Durchführung entsprechender Forstmaßnahmen nicht plausibel ist. In der Folge haben uns wieder viele empörte Waldbesucher*innen mit Fragen kontaktiert, die auch wir nicht beantworten können. Zur Erörterung der nicht nachvollziehbaren Maßnahmen baten wir bei der Stadt unter nachrichtlicher Beteiligung der Forstrevierleiterin um einen zeitnahen Ortstermin im Lachwald. Leider erfolgte keine Rückkopplung, obwohl in der letzten Landkreissitzung Forstamtsleiter Moosmayer verkündete, auf Bürgerinitiativen zukommen zu wollen.
Auf Wunsch haben wir die forstlichen Maßnahmen dokumentiert und zur Kenntnisnahme als Video auf dem YouTube-Kanal unserer BI eingestellt.
Tag der Buchenwälder – Anlass für einen Offenen Brief an die Bundesregierung
Anlässlich des Tages der Buchwälder und zum Jubiläum des Welterbes „Alte Buchenwälder“ in Deutschland gibt die BundesBürgerInitiative Waldschutz (BBIWS) einen Offenen Brief an die Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner und die Umweltministerin Svenja Schulze heraus, der auch von uns gemeinsam mit mehr als 60 Umweltverbänden, Waldinitiativen und Waldexperten unterzeichnet wurde. Wir beklagen, dass Deutschland seine globale Verantwortung für substanzielle Bewahrung unserer Buchenwälder nicht wahrnimmt.
Vor zehn Jahren fügte die UNESCO dem 2007 ernannten europäischen "Welterbe Buchenurwälder der Karpaten" fünf deutsche Buchenwaldgebiete hinzu. Aus Anlass dieses zehnjährigen Jubiläums der deutschen Teilgebiete ziehen die Unterzeichnenden des Offenen Briefes eine Bilanz über die "prekäre Situation der Buchenwälder" in Deutschland, deren Erhebung zum Welterbe der Menschheit nicht, wie erhofft, in konkrete Schutzkonzepte für Buchenwälder insgesamt mündeten.
Den "außergewöhnlichen universellen Wert als einzigartige Naturlandschaften" hat zwar die UNESCO in alten deutschen Buchenwäldern erkannt und gewürdigt, die deutsche Politik beschränkt sich jedoch mit einem wirkungsvollen Schutzkonzept im Wesentlichen auf die fünf Teilgebiete der Welterbestätten.
In dem Offenen Brief wird konstatiert, dass der Nutzungsdruck auf Buchenwälder insgesamt erheblich zugenommen hat. Als Defizite beim Schützen wie beim Nützen identifizieren die Unterzeichner vor allem
Die Unterzeichner erheben den schweren Vorwurf, dass die Forstwirtschaft sich zu einem "industriemäßigen Wirtschaftszweig" entwickelt hat, der alte Buchenbestände "zu Brennholz verarbeitet", "kaum mehr Schutzräume akzeptiert" und selbst unter den bedrohlichen Auswirkungen des Klimawandels sein "überholtes Betriebsmodell" nicht überarbeitet. Sie fordern einen "Paradigmenwechsel in der Forstpolitik", so dass sich aus "Forsten wieder ökologisch-intakte Wälder" entwickeln und Wald-Ökosystemschutz Vorrang hat vor Ökonomie. Damit dies endlich geschieht, sehen die Unterzeichnenden "eine grundlegende Novellierung des Bundeswaldgesetzes" als unumgänglich an und eine finanzielle Förderung, die "ökologisch- und klimaschutzangepasste Waldbauverfahren" unterstützt, statt wie in der Agrarpolitik nach dem Gießkannenprinzip zu fördern.
Fotos: BBIWS
Die vergangenen Dürrejahre, die Fichtenmonokulturen als Brotbaumäcker erledigten, führten auch zu Schäden und Absterben von Buchen im Laubwald. Die Forstwirtschaft sieht daher schon keine Zukunft mehr für die Buche, verkennt aber, dass vor allem die Methoden der Bewirtschaftung es waren, die den ureuropäischen Baum der Austrocknung und Belichtung auslieferten. Die von der UNESCO gelobte "Anpassungsfähigkeit der Buche, die es ihr ermöglicht hat, sich innerhalb weniger Jahrtausende nach der letzten Eiszeit aus isolierten Gebieten in den Alpen, Karpaten und Pyrenäen auszubreiten", kann im Klimawandel nur weiter wirken, wenn sie wie der Offene Brief fordert, in einem naturnahen Ökosystem vor Schwächung durch Übernutzung und Standard-Waldbaumethoden geschützt wird.
Der Klimawandel und die Übernutzung der alten Buchenwälder sind bereits so weit fortgeschritten, dass die Forderungen keinen Zeitaufschub mehr dulden, damit Waldökosysteme eine Chance haben, Resilienz und Artenreichtum zurückzugewinnen.
In diesem Zusammenhang erinnern wir an unsere Petition mit der herzlichen Bitte: Unterstützen Sie die BBIWS Petition
★ "Wälder sind keine Holzfabriken - es reicht! Wir fordern ein neues Bundeswaldgesetz!" ★
auf der Zielgeraden, damit wir möglichst 200 000 Unterschriften schaffen bis zur Abgabe vor der Bundestagswahl - gemeinsam können wir das erreichen!
Hier der ★ Link ★ : http://chng.it/JNcYjRjccf
Helfen Sie mit, dass aus FORSTgesetzen, endlich WALDgesetze werden und die ökologische Waldwende bald kommt.
Gratulation an die Bürgerinitiative „Stoppt das Kraftwerk" in Kösching. Wenn die Politik „sich täuscht“, ist es immer wieder sinnvoll, wenn die Bürgerinnen und Bürger mitentscheiden und sich durchsetzen können. So wurde das geplante Holzkraftwerk, welches ein Investor bei Ingolstadt bauen wollte, durch einen Bürgerentscheid verhindert. Am 16.05.2021 entschieden sich bei einer Wahlbeteiligung von mehr als 67 Prozent 68,5 Prozent der Wahlberechtigten gegen das überdimensionierte Projekt mit einer Leistung von bis zu 60 Megawatt Wärme und 11,4 Megawatt Strom, hauptsächlich für das Audi-Werk in Ingolstadt.
Es wurde argumentiert, man wolle damit die Autos, die dort vom Band laufen, klimaneutral produzieren, indem man den immer wieder nachwachsenden Rohstoff Holz verbrenne. Gleichzeitig hätte man ein altes Gaskraftwerk abgeschaltet.
Wer aber so argumentiert, ist vollkommen auf dem Holzweg. Tatsache ist, dass bei der Verbrennung von Holz je erzeugter Kilowattstunde mehr CO2 freigesetzt wird, als bei der Energiegewinnung aus Kohle und anderen fossilen Energieträgern. Richtig umgesetzter Klimaschutz bedeutet deshalb nicht nur den Verzicht auf fossile Energieträger, sondern insbesondere auch möglichst sparsam mit dem Holz umzugehen.
Bilder: Pixabay
Gleiches gilt selbstverständlich auch für Heizungsanlagen. Holzschnitzel oder Pellets zu verbrennen, entspricht nicht mehr dem heutigen Stand der Technik. Kommunen, die das für ihre Immobilien beschließen, sind keine zukunftsweisenden Vorbilder und nicht mehr up-to-date. Deshalb hier ein Vergleich, wieviel CO2 bei der Energieerzeugung von einem kWh entsteht.
★ (Quelle: www.volker-quaschning.de): ★
Energiequelle kg CO2/kWh
Holz 0,39
Braunkohle 0,36
Steinkohle 0,34
Öl 0,28
Gas 0,20
Photovoltaik 0,00
Wärmepumpe mit Ökostrom 0,00
Auch beim Feinstaub sorgt die Holzverbrennung mit einem Viertel für den größten Ausstoß und übertrifft den des Verkehrs (rund 15 Prozent). Die europäische Umweltagentur EFA beziffert die Zahl der vorzeitigen Todesfälle durch erhöhte Feinstaubbelastungen auf 430.000 pro Jahr.
Somit ist es ein fataler Etikettenschwindel, die Verbrennung von Holz als nachhaltig zu deklarieren!
Seit 2012 wird in landeseigenen Gebäuden erfolgreich das CO2 reduziert. Dabei spielt der Ausbau von Photovoltaik-Anlagen auf den Gebäuden eine wichtige Rolle. Viele Städte, z. B. unsere Nachbarstadt Karlsruhe, folgen diesem Beispiel und suchen Lösungen bei Experten.
Während in Großbritannien wegen zu viel Feinstaub der Verkauf bestimmter Sorten von Kohle und Brennholz zur Verbesserung der Luftqualität eingeschränkt wird, plant man hierzulande den Umbau von Kohlekraftwerken in Holzverbrennungs- anlagen. Damit wird der Kohleausstieg zwar realisiert, aber unserem Planeten jedoch weiterhin großer Schaden zugefügt. Wichtige Lebensgrundlagen für Menschen, Tiere und Pflanzen gehören geschützt, nicht zerstört und verbrannt!
Zum Schutz der Artenvielfalt und als wichtige und natürliche Kohlenstoffspeicher sind bestehende Ökosysteme wie Wälder und Savannen unerlässlich. Sie dürfen nicht in den Brennkammern von Kohlekraftwerken unwiederbringlich zerstört werden.
Um die Pläne zu stoppen, Holz in Großkraftwerken zu verfeuern, haben die Deutsche Umwelthilfe und ROBIN WOOD die Petition „Keine Büsche und Bäume in Großkraftwerken verfeuern!“ ins Leben gerufen. Wegen des geplanten Öko-Wahnsinns wird diese Petition von Peter Wohlleben unterstützt:
Wer helfen will, sollte diese Petition an die Betreiber der Großkraftwerke und die zuständigen Umweltbehörden unterschreiben, um die Pläne für die Holzverbrennung in Kohlekraftwerken zu stoppen.
Warum diese Petition? Die Deutsche Umwelthilfe und ROBIN WOOD erklären:
Bäume leisten einen wichtigen Beitrag für das Klima, indem sie bei ihrem Wachstum der Atmosphäre CO2 (Kohlendioxid) entziehen. Wälder sind natürliche Kohlenstoffspeicher und als solche unverzichtbar, um die globale Erderhitzung zu begrenzen. Ein Umstieg von Kohle auf Holz in deutschen Großkraftwerken erhöht den ohnehin schon hohen Druck auf globale Waldökosysteme.
Mehr Kahlschläge, der Rückgang der Biodiversität sowie der Anbau anfälliger Monokulturen sind unmittelbare Folgen der zunehmenden Nachfrage nach Holz auf dem internationalen Markt.
Die Bilder zeigen Kahlschläge im Stafforter Wald
Umgerüstete Kohlekraftwerke verbrennen gigantische Mengen an Holz und setzen so über Jahrzehnte eingespeichertes CO2 in die Atmosphäre frei. Durch eine Wiederaufforstung kann Kohlenstoff aus der Atmosphäre zwar wieder gebunden werden, allerdings dauert dies mehrere Jahrzehnte. Nur eine nachhaltige Waldbewirtschaftung garantiert den Erhalt des Waldbestandes und die Artenvielfalt sichert ihre Stabilität. Auf Holzimport ausgerichtete Großverbrennungsanlagen, wie umgebaute Kohlekraftwerke, können eine umweltverträgliche Nutzung von Holz weder gewährleisten noch ausreichend kontrollieren.
Innerhalb weniger Stunden wurde die Petition über 55.000 Mal unterschrieben und die Organisatoren meldeten einen ersten Erfolg:
WaldWende oder WaldEnde
Die Angriffe auf den Patienten Wald gehen weiter
Vor genau zehn Jahren riefen die Vereinten Nationen das Jahr der Wälder aus, um die besondere Verantwortung des Menschen für die Wälder zu betonen. Aber noch nie wurde global so viel Wald vernichtet, wie im vergangenen Jahrzehnt, noch nie ging es dem deutschen Wald so schlecht wie jetzt. Der Klimawandel, Grundwasserabsenkungen und Stickstoffeinträge haben den Wald an den Rand seiner Existenzfähigkeit gebracht. Die außerhalb ihres natürlichen Verbreitungsgebietes eingebrachten Fichten und Kiefern werden durch Borkenkäfer und nadelfressende Raupen dahingerafft. Ein völlig unangemessener Umgang mit diesen Insektenkalamitäten verschärft den Stress für den Wald. Die Katastrophe nach der Katastrophe, ein fehlgesteuertes Krisenmanagement der Forstbehörden, fügt dem Ökosystem Wald weiteren Schaden zu.
Waldwende oder Waldende ist die Wahl, vor die der Klimawandel uns stellt.
Bspl. Stutenseer Lochenwald:Kahlschläge, Wiederaufforstungen und gammelndes Holz im Lochenwald, alles in der Amtszeit von OB Becker seit 2018
Als Beitrag zum Tag des Waldes veröffentlichte das neu gegründete "Aktionsbündnis Heidelberger Wald" ein Interview mit Dipl. Forstwirt Volker Ziesling. Viele Argumente treffen auch auf den Stadtwald von Stutensee zu.
Die Landtagsabgeordnete der Grünen, Andrea Schwarz, war am Wahlabend des Bürgerentscheids am 18.02.2018 unter den vielen Gästen im Bürgersaal des Rathauses in Stutensee. Sie verfolgte den Wahlausgang intensiv und freute sich damals sehr über den Wahlerfolg unserer Bürgerinitiative. Gegenüber der Presse betonte sie, dass ihr jeder einzelne Baum weh getan hätte, der gefällt worden wäre.
Die Grünen waren die einzige Partei, die sich für den Erhalt des Lachwalds eingesetzt und unsere BI „Lachwald-erhalten“ unterstützt hatten. Der Besuch der Abgeordneten in Stutensee macht deutlich, dass der Lachwald auch nach 3 Jahren im Landtag noch nicht in Vergessenheit geraten ist. Hier die Schilderung von Andrea Schwarz auf Facebook:
01.02.2021
Täuschungsmanöver in der Stutenseer Waldpolitik –
1. Teil: Holzeinschläge im überbewirtschafteten Lachwald
Die Täuschungsmanöver in der Stutenseer Waldpolitik im Jahr 2019 setzten sich 2020 fort.
Ein Rückblick:
Im Jahr 2019 wurden vom Gemeinderat im Lachwald Holzeinschläge von 350 Erntefestmetern trotz Reklamationen aus der Bürgerschaft von Büchig genehmigt. Das große Bürgerinteresse zeigte sich im vollbesetzten Bürgersaal. Seitdem war eine Sitzung nie wieder so gut besucht. Es blieb jedoch nicht bei dieser beschlossenen Holzmenge, denn die Oberbürgermeisterin duldete einen noch viel stärkeren Einschlag ohne Rats- oder Öffentlichkeitsbeteiligung und ist bis heute der Bevölkerung eine Erklärung darüber schuldig. Mit Vertretern aller Parteien haben wir im vergangen Frühjahr wegen dieser Missstände Gespräche geführt. Antworten oder Konsequenzen sind bis dato ausgeblieben. Mit der Fraktion der Freien Wähler kam trotz mehreren Anfragen kein Gesprächstermin zustande. Auch sie wurde schließlich von unserer Bürgerinitiative schriftlich über die Missstände informiert; eine Resonanz blieb aus.
Die Abholzung im Lachwald führte dazu, dass bereits im 3. Jahr eines Zehnjahreszeitraums die maximal mögliche Holzernte im Sinne der Nachhaltigkeit nach dem Waldgesetz überschritten wurde.
Als Konsequenz brachten die Grünen 2020 einen Antrag auf eine schonende Waldbewirtschaftung in Anlehnung an das Lübecker Waldmodell im Gemeinderat ein. Dieser wurde aufgrund billiger und argumentativ unzutreffender Vorgaben der Stadtverwaltung im Gemeinderat mehrheitlich abgelehnt. Entweder hat man die Folgen der Trockenjahre für den Wald noch nicht wahrgenommen oder priorisiert die Waldbewirtschaftung vor dem Erhalt der Natur. Es fehlt an Transparenz und Bürgerbeteiligung, auch ausdrücklich ein Wahlversprechen der Oberbürgermeisterin.
Insbesondere fand eine von OB Becker angekündigte Informations- und Dialogveranstaltung zur Waldbewirtschaftung bisher nicht statt, sondern wurde mehrfach verschoben. Eine Waldbegehung mit Bürgerbeteiligung war für den Sommer avisiert und hätte zu diesem Zeitpunkt auch Corona bedingt im Freien stattfinden können. Diese wurde jedoch wiederum in den Herbst verschoben und fand daher bis heute nicht statt. Erwiesenermaßen reine Lippenbekenntnisse, die so kein Vertrauen schaffen.
Stattdessen wurden die Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt mal wieder mit zahlreichen zum Fällen markierten Bäumen im bereits überbewirtschafteten Lachwald überrascht. Erst danach folgten Informationen auf der Homepage der Stadt Stutensee und in den BNN.
Im Lachwald wurden Aufräumarbeiten voraussichtlich ab 23. November 2020 angekündigt. Aus Gründen der Verkehrssicherung wolle man hauptsächlich die erkennbar von Trockenheit und Fäule gekennzeichneten, absterbenden oder bereits abgestorbenen Buchen entfernen.
Anlässlich der Begehung des Lachwalds mit einem Sachverständigen in der Woche vor dem angekündigten Termin wurde festgestellt, dass die Bäume bereits gefällt waren. Eine Rettung der Bäume war somit nicht mehr möglich, aber der Nachweis von falschen Darstellungen umso einfacher. Statt der Fällung von angeblich kranken Bäumen handelte es sich um kerngesunde Buchen. Dies alles unter dem Deckmantel der Verkehrssicherung.
Verkehrssicherung ist das Totschlagargument, wenn die Holzernter unter den Druck einer zunehmend aufgeklärteren Öffentlichkeit geraten. Geplante Hiebsmaßnahmen werden unter dem Vorwand durchgezogen, man rette Menschenleben, wenn man Bäume fällt, selbst wenn diese kerngesund sind. So wie die hier gezeigten Buchen, die inzwischen schon gefällt sind und an den Schnittstellen schneeweißes Buchenholz zu sehen ist, ohne Hinweise auf Totäste oder Stammfäule.
Der Sachverständige bestätigte anhand des zurückgelassenen Abfalls von Ästen und Zweigen der ehemaligen Baumkronen sowie anhand der gesunden Baumstämme, dass ca. 80 Prozent der gefällten Bäume kerngesund waren. Insgesamt ist damit erwiesen, dass den Bürgerinnen und Bürgern vorgegaukelt wurde, aus Sicherheitsgründen angeblich erkrankte oder tote Bäume zu entfernen.
Für Klima, Umwelt und Natur wäre es sinnvoller gewesen, die gesunden Bäume im Wald zu belassen. Aus Sicht des Sachverständigen ist es verwunderlich, inwieweit mit der Fällung ein Gewinn erwirtschaftet werden soll. Sicherlich wurde erreicht, dass ein 44-Tonner Stammholztransporter mit Baumstämmen ausgelastet ist, aber aufgrund der üppigen Auslagen – Arbeitslöhne und Transportkosten – ist für die Stadt kein Gewinn zu erzielen. Denn das Buchenholz kann in Deutschland mangels Sägemöglichkeiten nicht nachhaltig verarbeitet werden, es wird als Industrieholz oder gar als Brennholz zum Billigpreis verkauft werden müssen. Auch das Industrieholz wird teilweise verbrannt, weshalb das im Holz gespeicherte CO2, wie beim Brennholz, wieder freigesetzt wird. Die Vorgehensweise der Stadt in der Waldpflege widerspricht auch dem zweifelhaften Versprechen von OB Becker, „den Stutenseer Wald für die kommenden Generationen zu erhalten“. Insbesondere ökologisch waren die Maßnahmen völliger Unsinn.
Dagegen wurden an anderen Stellen die durch den Sturm im Frühjahr umgeworfenen und teilweise schräg auf anderen Bäumen liegenden Baumteile weder entfernt, noch auf dem Waldboden abgelegt. Wäre es Stadt und Forst tatsächlich um Verkehrssicherungsmaßnahmen gegangen, hätte man diese offensichtlichen Gefahrenstellen vorrangig beseitigt, anstatt gesunde Bäume zu schlagen. Wie lautete die Überschrift im BNN-Artikel? "Der Forst räumt den Wald auf".
Stutensee ist aufgefordert, endlich eine sachkundige Fehleranalyse in der Waldpflege vorzunehmen, Pflegekonzeptionen für den Erholungswald zu erstellen und dabei alle Einwohner und Akteure einzubeziehen.
Dies scheint jedoch nicht vorgesehen zu sein, dann aktuell steht die jährliche Waldbewirtschaftung auf der Tagesordnung der Gemeinderatssitzung am 08.02.2021, ohne dass die von OB Becker angekündigte öffentliche Waldbegehung bzw. Informationsveranstaltung zuvor stattgefunden hat. Ihre im Wahlkampf propagierte Transparenz und Bürgerbeteiligung findet praktisch nicht statt. Somit erweisen sich ihre Ankündigungen als reine Lippenbekenntnisse. Eine absolut nicht vertrauenserweckende Vorgehensweise, die Fragen aufwirft. Unter anderem, wie lange der Gemeinderat noch auf „Vertrauen“ setzt.
Stutensee sollte auch mal über den Tellerrand zur Nachbarstadt Karlsruhe blicken. Dort ist man bemüht, einen gefährlichen Ast abzusägen und nicht gleich den ganzen Baum zu fällen. Wir verschrotten ja auch nicht unseren PKW, wenn er wegen eines Plattens nicht mehr fahrbereit ist!
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