Aktuelles:
– Informationen in 2023
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Mai
Klimaangepasster Waldumgang 5.Teil – Der Wald wird immer kahler
Das nachfolgende Video wurde schon vor mehreren Wochen den Stadtverantwortlichen zur Verfügung gestellt, um auf Unregelmäßigkeiten bei forstlichen Maßnahmen im Stadtwald Stutensee hinzuweisen. Es zeigt drei Kahlschläge an verschiedenen Orten des Stadtwalds, die im europäischen Natura-2000-Gebiet liegen. Bewirtschafter ist das Forstamt des Landkreises Karlsruhe. Die Aufnahmen wurden im Frühjahr 2023 nach der Holzernte gemacht.
Im ersten Kahlschlag, der in der Nähe des Sportplatzes in Staffort stattfand, wurde der Waldboden mit schweren Forstmaschinen befahren, anstatt vorhandene Rückegassen zu nutzen. Dadurch wurden tiefe Furchen im Boden hinterlassen und der empfindliche Waldboden, das eigentliche Kapital des Waldes, für Jahrzehnte zerstört. Die Kahlfläche wurde vollständig geräumt, und die Biomasse am Rand der Fläche aufgetürmt. In unmittelbarer Nähe befindet sich eine Wiederaufforstung, bei der umweltschädliche Plastikwuchshüllen verwendet wurden. Nachfolgend einige Panoramaaufnahmen der Kahlhiebe.
Auch beim zweiten Kahlschlag wurde der Waldboden flächendeckend befahren und die Biomasse am Rand aufgetürmt. Es stellt sich nun die Frage, ob in den warmen Sommermonaten Zweige und Äste durch direkte Sonneneinstrahlung derart austrocknen, dass die Waldbrandgefahr erhöht wird. Da im Natura-2000-Gebiet besondere Schutzbestimmungen für die Natur und die Umwelt gelten und ein Verschlechterungsverbot besteht, haben wir dem Forstamt entsprechende Fragen gestellt. Antworten dazu haben die Förster offensichtlich nicht.
Der dritte Kahlschlag fand in einem Waldstück statt, das zusätzlich als eingetragenes Waldbiotop geschützt ist und auch innerhalb des Natura-2000-Lebensraums "Kinzig-Murg-Rinne bei Bruchsal" liegt. Die Rückegasse führt durch das Waldstück mit zurückgelassenen Plastik-Wuchshüllen und alten entfernten Kanalrohren, die auf dem Waldboden verstreut herumliegen. Selbst hier im Biotop wurde der Waldboden mit Forstmaschinen befahren und es wurden Rodungen sowie Neuanpflanzungen vorgenommen.
Die für das Waldbiotop zuständigen Prüfer hatten zuvor festgestellt, dass eine Waldgesellschaft in mäßig naturnaher Ausprägung vorliegt und empfohlen, die seltenen Waldgesellschaften dauerhaft zu erhalten sowie die festgestellten vitalen klimastabilen Ulmen zu fördern. Stattdessen wurden intensive Forstmaßnahmen mit Rodungen durchgeführt. Unklar ist, warum trotz der Empfehlungen der Prüfer das Waldbiotop derart intensiv bewirtschaftet und verändert wird. Es hat den Anschein, dass hier nicht im Sinne der einschlägigen Bestimmungen und Anforderungen gehandelt wurde.
Insgesamt wurden zu viele Laubbäume gefällt. Laubbäume gelten klimaresilienter als Nadelholz. Der Gemeinderat hatte genehmigt, dass im Stadtwald Laubbäume gefällt werden, weil Nadelbäume derzeit nicht zu verkaufen sind. Die schönsten Buchen wurden zu klimaschädlichem Brennholz verarbeitet.
Der Wald wird immer kahler – ein Grund mehr, weshalb wir das Förderprogramm „Klimaangepasstes Waldmanagement“ vorgeschlagen haben. Die derzeitige Waldbehandlung hat unser Stadtwald nicht verdient. Die im Video dokumentierten hässlichen Forstmaßnahmen, insbesondere in einem amtlich eingetragenen Waldbiotop, wurden vom Forstamt dem Gemeinderat auf eine undurchsichtige Art und Weise vorgestellt, dass die Beschlussfassung vom 27.06.2022 zur Durchführung der Forstmaßnahmen ohne Gegenstimmen erfolgte. Und dies, obwohl unsere BI bereits im Vorfeld vor den teuren und unsinnigen Experimenten der verantwortlichen Försterin gewarnt hatte. Im Video wird ihre damalige Aussage, „Freiraum für Eichentrupp-Pflanzungen zu suchen oder auch zu schaffen“, besonders deutlich: Entgegen der Försterin bezeichnet das Waldgesetz diese Vorgehensart als Kahlhiebe.
Fortsetzung folgt…
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April
Volksantrag: "Ländle leben lassen – Flächenfraß stoppen
Der Volksantrag hat das Ziel, die Versiegelung von Flächen in Baden-Württemberg zu stoppen. Dieses Problem betrifft nicht nur die Landwirte und ihre Familien, sondern hat auch negative Auswirkungen auf die Umwelt und den Klimawandel. Die zunehmende Urbanisierung führt dazu, dass immer mehr Flächen für den Wohnungsbau oder Gewerbegebiete genutzt werden, was wiederum den Verlust von Flächen für die Produktion von Lebensmitteln bedeutet.
Im Koalitionsvertrag der Landesregierung Baden-Württemberg wurde festgeschrieben, den Flächenverbrauch auf 2,5 Hektar pro Tag zu reduzieren und bis 2035 auf Netto-Null zu bringen. Doch bisherige Maßnahmen haben sich als unzureichend erwiesen. Daher haben sich mehr als 15 Umwelt-, Naturschutz- und Landwirtschaftsverbände zusammengeschlossen, um mit dem Volksantrag verbindliche Obergrenzen für den Neuverbrauch an Flächen zu erreichen und gesetzlich zu verankern. Knapp 40.000 Unterschriften werden benötigt, um den Volksantrag in den Landtag einzubringen und damit politisch zu diskutieren.
Überblick Forderungen:
Es ist wichtig, dass die Landesregierung und die Politik handeln, um den Flächenverbrauch zu reduzieren und den Erhalt von landwirtschaftlichen Flächen zu gewährleisten. Der Volksantrag bietet hier eine Möglichkeit, die Interessen von Landwirten, Umwelt- und Naturschutzverbänden sowie der Gesellschaft als Ganzes zu berücksichtigen.
So sieht das Unterschriftenformular ausgefüllt aus (Muster):
Sie können das Formular herunterladen und ausdrucken:
Nächste Abgabestelle: BUND Karlsruhe, Waldhornstr. 25 von 09-12 Uhr oder 14-16 Uhr oder per Post an:
Arbeitstherapeutische Werkstätte Mannheim
Kennwort "Volksantrag“
Pfingstweidstraße 25-27
68199 Mannheim
Bericht dazu in den BNN (auf Logo klicken):
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Tag des Baumes – zur Erinnerung, wie wertvoll Bäume für Mensch und Umwelt sind
Der 25. April ist dem Baum gewidmet. Der Tag des Baumes wurde vor fast 150 Jahren von einem Politiker namens Julius Sterling Morton in Nebraska ins Leben gerufen, um die Bedeutung von Bäumen für Mensch und Wirtschaft ins öffentliche Bewusstsein zu rücken. Die Wertschätzung des Baumes hat sich im Laufe der Zeit geändert und viele Menschen fordern nun den Schutz und Erhalt von Bäumen und Wäldern. Sie fordern den Gesetzgeber und alle ausführenden Organe der Waldbewirtschaftung auf, den Wert von Bäumen anzuerkennen und sie mehr zu schützen, anstatt sie im großen Stil zu fällen. Gerade vor dem Hintergrund des Klimawandels sind Bäume nicht nur als Waren zu sehen, sondern als wichtige Verbündete im Kampf gegen den Klimawandel. Doch nicht nur in den Wäldern werden viele wertvolle Altbäume und Biotopbäume gefällt, auch entlang von Verkehrswegen, in den Städten und auf dem Land. Für Straßenausbau und Verkehrssicherung werden im Übermaß Bäume gefällt, was auch die Waldränder betrifft, die besonders für Insekten und Vögel von großer Bedeutung sind.
Verbotswidrig gefällte Biotopbäume zerstörten Lebensraum der wildlebenden Tiere in den letzten Jahren
Immer mehr Bürgerinitiativen haben sich in Deutschland gebildet, die sich schützend vor die Bäume ihrer Wälder, Städte und Dörfer sowie der Landstraßen stellen. Ein Zusammenschluss dieser Initiativen ist die BundesBürgerInitiative WaldSchutz (BBIWS), die seit ihrer Gründung im Juli 2017 zahlreiche Mitglieder aus fast allen Bundesländern vereint. Die BBIWS kritisiert die massiven Holzernten der Forstbetriebe mit schweren, bodenzerstörenden Maschinen und fordert den Schutz der Wälder vor überzogenen Fällungen. Es kann nicht sein, dass Bäume für Holzhackschnitzel und Pellets geerntet werden wie Mais für Biogasanlagen. Die Nutzung regenerativer Rohstoffe verkehrt sich hier durch schonungslose Ausbeutung der Ressourcen ins Gegenteil.
Unter dem Vorwand des Eschentriebsterbens gefällte alte, standhafte Eschen, die für Insekten und Vögel von großer Bedeutung waren.
Gerade Wälder mit einem hohen Bestand an alten Laubbäumen, wie Buche und Eiche, sind neben zu ergänzenden klimaresilienten Baumarten unsere besten Verbündeten im Kampf gegen den Klimawandel. Auch Spechte bevorzugen am liebsten große alte Bäume. Anstatt solche Wälder zu schützen und aus der Nutzung zu nehmen, werden auch dort die als Klimasenke wichtigen Altbäume vernichtet. In diesem Zusammenhang ist es wichtig zu betonen, dass alte Bäume besonders wertvoll für die Biodiversität sind und wesentlich mehr CO2 speichern als junge Bäume. Holz sollte vorrangig für langlebige Produkte verwendet werden, ansonsten ist es besser die Bäume im Wald stehen zu lassen.
Es ist wichtig, dass sich gerade auch unsere Entscheidungsträger in der Politik bewusst werden, wie wertvoll Bäume für uns und unsere Umwelt sind und dass wir sie nicht nur als Rohstoffe betrachten sollten, auch aus Fairness gegenüber den nachfolgenden Generationen.
Ergänzend noch ein Hinweis auf die ★ Rhein-Neckar-Zeitung ★, die den wohl berühmtesten Förster der Welt zum diesjährigen Tag des Baumes interviewt hat.
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Forstwissenschaftler/Ltd. Forstdirektor i. R., Dr. Lutz Fähser – zu Gast in Nußloch
Vortrag
„Strategien der Waldbehandlung“
v. Dr. Lutz Fähser am kommenden Montag, 24.April, ab 19:00 Uhr im Evangelischen Gemeindehaus in 69226 Nußloch, Hauptstraße 99
Eintritt frei!
Dr. Lutz Fähser zählt zu den bekanntesten Förstern in Deutschland und vertritt ein naturnahes Konzept der Waldbewirtschaftung, welches er gemeinsam mit seinem Team über 30 Jahre im Stadtwald Lübeck entwickelt hat. Das "Lübecker Modell" basiert auf erprobter Praxis und wird auch heute noch unter der Leitung von Knut Sturm erfolgreich angewendet. Im Gegensatz zur bei uns lokal umgesetzten Forstwirtschaft können mit diesem Konzept sogar langfristig Gewinne erzielt werden.
Klimaangepasster Waldumgang 4. Teil – klimastabile Edelholz-Ulme gefällt !
Die Ulme ist eine einzigartige Baumart, die seit Jahrzehnten vom Aussterben bedroht ist. In den Wäldern, Alleen und Parks sind Ulmen immer seltener zu finden, vor allem wegen der Ausbreitung von Käfern und Pilzen, die die Bäume schwächen und absterben lassen. Das Sterben der Ulmen hat nicht nur Auswirkungen auf das Ökosystem, sondern auch auf die genetische Vielfalt der Art. Mit jedem Baum, der verschwindet, wird die Artenvielfalt reduziert und das Gleichgewicht der Natur gestört.
Die Ulme hat auch eine wichtige Rolle im Kampf gegen den Klimawandel. Als Nährstoff und Wärme liebende Baumart, ist sie eine wichtige klimastabile Art, die dazu beitragen kann, die Auswirkungen des Klimawandels abzumildern. Ulmen können bis zu 400 Jahre alt werden und sind somit ein wichtiger Teil unserer Natur, den es zu erhalten gilt. Sie sind ein wichtiger Bestandteil vieler Waldökosysteme und tragen zur Biodiversität bei.
Leider sind in Stutensee die Förster sowie die Stadtverantwortlichen jedoch nur an kurzfristigen Gewinnen interessiert und ignorieren die Bedeutung dieser wertvollen Baumart. Statt Ulmen zu schützen und zu erhalten, wurde im Frühjahr 2023 eine der wenigen Ulmen gefällt und soll auf dem Holzmarkt als Edelholz versteigert werden. Der Stamm der Ulme hat ca. 3,5 Festmeter und die Holzfäller rechnen mit einem Versteigerungserlös zwischen 1000.- bis 2800.- Euro. Die Profitgier einiger Weniger hat somit schwerwiegende Auswirkungen auf die biologische Vielfalt und das Ökosystem. Besonders beschämend dabei ist, dass dies auch noch öffentlich auf der städtischen Homepage stolz präsentiert wird.
Es ist an der Zeit, dass wir uns bewusst werden, wie wichtig der Erhalt der Ulmen für unsere Umwelt ist. Die Stadt sollte sich dafür einsetzen, dass die verbliebenen Ulmen im Stadtwald als Naturdenkmal ausgewiesen und geschützt werden. Nur so kann sichergestellt werden, dass auch kommende Generationen von der Schönheit und Bedeutung dieser einzigartigen Baumart profitieren können.
Es ist uns wichtig zu betonen, dass der Schutz von außergewöhnlichen Baumindividuen ein wichtiger Bestandteil der nachhaltigen Forstwirtschaft und des FSC-Standards ist. Daher sollte es im Interesse des Forstbetriebs sein, solche Objekte zu erhalten und zu schützen. Die zuständige Försterin hat hierzu auf unsere Anfrage nach über 4 Wochen und trotz Erinnerung noch keine Stellungnahme abgegeben.
NACHTRAG: Der Forstbetriebsleiter des Forstamts beim Landratsamt Karlsruhe – Dienstleister der Stadt Stutensee für den Stadtwald – hat am 20.04.2023 mitgeteilt, dass der seltene und vom Aussterben bedrohte Baum aus Gründen der Verkehrssicherheit gefällt werden musste. Allerdings wurde diese Begründung im Bericht der Gemeinderätin und Ortsvorsteherin von Staffort nicht erwähnt. Es ist bedenklich, im Nachhinein das Argument der Verkehrssicherung heranzuziehen, um die Entscheidung zu rechtfertigen und dies könnte die Glaubwürdigkeit der Angelegenheit eher untergraben als verbessern.
Fortsetzung folgt im Mai …
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März
Klimaangepasster Waldumgang 3. Teil – Wir brauchen eine Wende in der Waldpolitik
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Februar
Klimaangepasster Waldumgang 2. Teil – Soviel Geld gab es für Gemeindewälder noch nie!
Die Teilnahme am Förderprogramm des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) würde einen jährlichen Zuschuss für den Stadtwald von 100 Euro pro Hektar beinhalten. Also bei 223,6 Hektar Stadtwald 22.360 Euro. Würde die von uns empfohlene maximale Laufzeit von 20 Jahren ausgeschöpft, summieren sich die Gelder auf eine Gesamtsumme von knapp 450.000 Euro. Das Programm honoriert Kommunen und Privatwaldbesitzer, wenn sie durch Erfüllung von 12 Kriterien ihre Wälder klimaresilient weiterentwickeln.
Primär jedoch geht es um die Anpassung des Stadtwalds, damit er klimastabil wird und für kommende Generationen erhalten bleibt. Damit drängt sich das Förderprogramm hinsichtlich des 3-Millionen Haushalts-Defizits zur Kosteneindämmung förmlich auf und wäre auch in den Folgejahren dienlich.
Wie zu erwarten war, wurden bereits bis Ende Januar rund 7500 Anträge für etwa 1 Million Hektar Waldfläche gestellt.
In Stutensee drehen sich die Rädchen etwas langsamer. Die Stadt Stutensee teilte uns mit, dass sie das vorgeschlagene "Förderprogramm im Blick" habe. Die grundsätzlichen Fragen der Waldbewirtschaftung will die Stadtverwaltung "mittelfristig in Anknüpfung an die bisherigen Beteiligungsprozesse bearbeiten".
Weil die Gefahr besteht, dass die Gelder aufgebraucht sind, bis die Stadt in die Gänge kommt, haben wir die zu erfüllenden Kriterien des BMEL für den Stadtwald eingeschätzt und dem Gemeinderat mit einem Dringlichkeitshinweis zur Kenntnis gegeben:
Kriterien des Förderprogrammes (Einschätzungen der BI in Klammern):
1. Vorausverjüngung ist Pflicht
d.h. durch Voranbau bzw. Naturverjüngung mit mindestens 5-7-jährigem Verjüngungszeitraum vor Nutzung/ Ernte des Bestandes in Abhängigkeit vom Ausgangs- und Zielbestand.
(Diese Kriterium erfüllt Stutensee derzeit nicht, Erläuterungen hierzu demnächst)
2. Vorfahrt für Naturverjüngung geben
(Erfüllung wird laut Aussagen der Förster in den GR-Sitzungen immer wieder betont)
3. Standortheimische Baumarten verwenden
(problemlos)
4. Natürliche Entwicklung auf kleinen Freiflächen zulassen
(problemlos, Sukzessionsstadien und Vorwälder müssen bei kleinflächigen Störungen zugelassen werden, da sich so eine gut angepasste Folgegeneration an Bäumen entwickeln kann. Sukzessionsflächen sind Hotspots der Biodiversität.)
5. Größere Baumartendiversität schaffen
(beispielsweise sind Eichentrupp-Pflanzungen mit 21 Eichen und 16 weiteren Baumarten als Mischungsform bereits vorgesehen; klimaangepasste Bäume wären ggf. zu ergänzen, z. B. Spitzahorn, Kirsch, Elsbeere, Linde, Speierling, Baumhasel u. viele mehr. Das BMEL wird hierzu sicherlich in Kürze noch Ausführungen machen).
6. Große Kahlflächen vermeiden
(wurde vom Forstamt mehrfach in GR-Sitzungen versprochen)
7. Mehr Totholz für mehr Leben
(Försterin belässt bereits aus Verkehrssicherungsgründen gefällte Bäume im Wald)
8. Mehr Lebensräume mit Habitatbäumen schaffen
(Start der Ausweisung wurde bereits in GR-Sitzung bekannt gegeben)
9. Größerer Rückegassenabstand: Begrenzung der Bodenverdichtung
(Abstand 30-40m, problemlos bei Einsatz von Seilzügen oder Pferden)
10. Pflanzen natürlich gesund erhalten
(Verbot von Düngung und Pflanzenschutzmittel; über Düngung ist der BI nichts bekannt; Pflanzenschutzmittel wurden lt. Forstamtsleiter bisher in Stutensee nicht eingesetzt)
11. Wasserhaushalt verbessern
(Maßnahmen zur Wasserrückhaltung einschließlich des Verzichts auf Entwässerung von Beständen und Rückbau existierender Entwässerungsinfrastruktur bis spätestens fünf Jahre nach Antragstellung. (Über solche Maßnahmen ist der BI nichts bekannt).
12. Raum für natürliche Waldentwicklung geben
(Die natürliche Entwicklung von 5% der Waldfläche wurde bereits durch die Waldnaturschutzkonzeption durch den Gemeinderat beschlossen)
Wie wir aus der Presse erfahren haben, wird das von uns vorgeschlagene Programm nun geprüft.
Hier der Link zu ★meinstutensee.de★
Fortsetzung folgt...
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Klimaangepasster Waldumgang 1. Teil –
Lösungsvorschlag zu Verbesserungen für erkrankten Stadtwald und maroden Haushalt
Anlässlich der Haushaltberatungen für 2023 rief Oberbürgermeisterin Petra Becker dazu auf, „…noch klarer das „Notwendige“ vom „Wünschenswerten“ zu unterscheiden und auch die Folgekosten zu betrachten und wir werden nicht darum herumkommen, Standards zu hinterfragen. Davon ist kein Bereich ausgenommen.“
Deshalb hatte unsere BI bereits vor dem Beschluss zur Waldbewirtschaftung 2023 beim Gemeinderat angeregt, der von der Ersten Bürgermeisterin Tamara Schönhaar unterzeichneten Beschlussvorlage aus Kostengründen nicht zuzustimmen.
In der öffentlichen Sitzung am 21.11.2022 enttäuschte zudem das Forstamt, weil für eine zukunftssichere Waldbewirtschaftung keine Lösungen unterbreitet wurden. Insbesondere vermissten wir die Erwähnung einer Richtlinie des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) von Ende Oktober 2022 für Zuwendungen zu einem klimaangepassten Waldmanagement, die im Bundesanzeiger am 11. November 2022 veröffentlicht wurde und seither in Kraft ist.
Außerdem wurden einige Fragen der Ratsmitglieder nicht überzeugend beantwortet. Stattdessen offenbarten sich erneut höhere finanzielle Defizite als im Vorjahr.
Aus den genannten Gründen erfolgte Anfang Januar ein weiteres Anschreiben an alle Mitglieder des Verwaltungsorganes. Denn Ausgaben für den Wald in Höhe von über 110.000 Euro, gegenüber Einnahmen von lediglich 36.000 Euro, sind krass und mitursächlich für den maroden Haushalt mit einem Defizit in Höhe von 3 Millionen Euro im Jahr 2023.
Die BI verwies darauf, dass kein Beschluss in Stein gemeißelt ist und jederzeit geändert werden kann.
Als konstruktiver Beitrag wurde die sofortige Umstellung auf das o. a. „Förderprogramm klimaangepasstes Waldmanagement“ des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) mit 20-jähriger Laufzeit vorgeschlagen. Hierzu sind ★Kriterien des Ministeriums★ einzuhalten.
Diese kommen dem Artenschutz entgegen, bewahren die Natur und das Förderprogramm hat nebenbei enorme finanzielle Vorteile. Mit jährlichen Zuschüssen bis zu 22.360 Euro für den Stadtwald eine lukrative Möglichkeit zur Haushaltsentlastung bei Änderung des Standards Waldbehandlung! Vorteile nicht nur für die Zukunft des gesamten Stadtwaldes, sondern auch für den Haushalt 2023 und darüber hinaus.
Noch nie gab es so hohe Fördermittel für die Waldbehandlung; allerdings sind diese auf 900 Millionen Euro auf Bundesebene für Privatwaldbesitzer und Kommunen begrenzt. Auf die Eilbedürftigkeit wurde ebenfalls hingewiesen.
Wie ernst die eigenen Aussagen in den Haushaltsreden 2023 genommen werden, wird sich an diesem Beispiel zeigen.
Fortsetzung folgt…
Die Badischen Neuesten Nachrichten (BNN Hardt v. 24.01.2023) sowie meinstutensee.de haben über unseren Lösungsvorschlag berichtet. ★Hier★ zum Artikel auf meinstutensee.de
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Januar
Vor Jahren hielten sich in Stutensee Einnahmen aus Holzernte und Ausgaben für Pflegemaßnahmen die Waage. Die Bäume wuchsen bis zur Reife, wurden gefällt und verkauft. Der Verkaufserlös des gesunden Holzes ermöglichte neue Investitionen.
Der in den letzten Jahren spürbare Klimawandel führte zu Veränderungen. Bäume vertrockneten, Schadholz nahm immer mehr zu. Das geerntete Schadholz ist aber wesentlich weniger wert, als gesundes Holz. Damit fällt der Verkaufserlös der Gesamternte niedriger aus. Je höher also der Anteil des Schadholzes ist, desto geringer sind die Verkaufserlöse. Im Gegensatz hierzu steigen inflationär bedingt, die Ausgaben für Nachpflanzungen und Pflege der Kulturen.
In Stutensee beträgt der Anteil von Schadholz nach Schätzungen des Forstamtes für 2023 rund 80 Prozent. Damit ist es für den Forstbetrieb unmöglich, die Gesamtkosten der Waldbewirtschaftung zu decken. Die Investitionen für Pflanzung und Kulturpflege sind höher als die Einnahmen, folglich ist der Dreiklang der Nachhaltigkeit in Frage gestellt. Stadt und Forst sind nicht mehr in der Lage, den Betrieb wirtschaftlich aufrecht zu erhalten. Ist auch logisch, denn dauerhaft geringe Einnahmen bei gleichzeitig hohen Ausgaben führen zur Pleite. Diese Pleite wird durch den Einsatz städtischer Gelder abgewendet. Das jährlich steigende Defizit des Forstamts wird auch aus Gemeindegebühren und Gemeindesteuern stammenden städtischen Geldern beglichen. Also wird das Forstamt des Landratsamtes mit Geldern bezahlt, die teilweise bei der Bürgerschaft aus Stutensee erhoben werden. Wie lange noch, das haben wir alle Stadträtinnen und Stadträte gefragt. Antworten konnten bisher nur von den Grünen gefunden werden.
Anstatt neue Vorschläge auszuarbeiten und darzulegen, folgten Stadt und Forst der jahrzehntelangen, gleichen Praxis. Ohne Berücksichtigung, dass der erkrankte Wald die früheren Einnahmen überhaupt nicht mehr leisten kann. Damit wird deutlich, dass bei Stadt- und Forstverwaltung weder ökologisches noch ökonomisches Wissen ausreichend vorhanden sind. Der Betriebsplan des Forstamts prognostiziert im Haushaltsplan 2023 Einnahmen in Höhe von 36.000 und Ausgaben von 111.400, was ein Defizit von 75.400 Euro ergibt.
Die Vorgaben aus dem Waldgesetz werden somit nicht mehr eingehalten. Wie lange soll das so weitergehen? Von der in Sachen Stadtwald bisher kompromisslos handelnden Oberbürgermeisterin (Ablehnung der Bürgerbeteiligung an der „Waldnaturschutzkonzeption“ mit der Begründung, man müsse handlungsfähig bleiben / Verweigerung der aktiven Teilnahme unserer BI bei der Zukunftswerkstadt für den Stadtwald Stutensee) wird jetzt gegenüber dem dienstleistenden Forstamt Backbone erwartet, damit Lösungsansätze vorgelegt werden. Denn dem Leitsatz aus § 1 des Landeswaldgesetzes BW zur nachhaltigen Waldbewirtschaftung ist Folge zu leisten.
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Pleiten, Pech und (Wald-) Pannen –
120.000 Euro für Waldverlegung belasten Haushaltskasse von Stutensee zusätzlich
Ende 2014 erfolgte der erste Spatenstich im damals neuen Gewerbegebiet „Süd III“ in Blankenloch. Das ca. 7 Hektar große Gewerbegebiet war zuvor Teil des Hardtwaldes, weshalb eine Rodung von etwa fünf Hektar Wald vorgenommen wurde.
Als Ausgleichsmaßnahmen mussten das Ausgleichsbiotop „Gewerbegebiet Süd III Blankenloch“ und Ersatzaufforstungen beim Wasserwerk in Friedrichstal veranlasst werden.
Das Biotop wird im Auftrag der Stabsstelle Umwelt der Stadt Stutensee von einer privaten Firma betreut, die Waldaufforstung durch Forst-BW.
In der Anlage des Biotops sind z. B. Zauneidechsen angesiedelt. Deren Pflege erfordert eine fachgerechte Entfernung von Gehölzbewuchs und Neophyten, wie z. B. die kanadische Goldrute. Bemerkenswert ist, dass im Gegensatz dazu im Stadtwald die beauftragten Förster – selbst im Natura-2000-Gebiet – es nicht für notwendig erachten, kanadische Goldruten (s. nachfolgende Fotos) zu entfernen, obwohl sie Neuanpflanzungen überwuchern.
Die Verpflichtung einer Ersatzaufforstung ergibt sich aus dem Waldgesetz. Kosten der Ersatzaufforstung von Forst-BW wurden aus Verkaufserlösen der gewonnen Gewerbegrundstücke beglichen. Weitere Pflegekosten zum Erhalt der Aufforstung muss die Stadt 25 Jahre lang entrichten. Für das Haushaltsjahr 2022 hatte Stutensee jedoch keine Folgekosten eingeplant und somit keine finanziellen Mittel bereitgestellt. Jedoch gab es inzwischen massive Ausfälle. Wegen fehlender Haushaltseinplanung wurde deshalb im Nachhinein ein Gemeinderatsbeschluss über eine außerplanmäßige Ausgabe nach § 84 GemO BW erforderlich.
Google-Vergleich:
Diese Mehrkosten für 2022 beliefen sich auf ca. 120.000 Euro. Laut Baubürgermeisterin Schönhaar seien die Bäume am neuen Standort nicht gut angewachsen. Eine zweite Pflanzung wurde erforderlich, weil angeblich falsche Baumarten gewählt und die Erstpflanzung nicht ausreichend gepflegt worden sei. Belege hierfür wurden der Beschlussvorlage nicht hinzugefügt. Wir wissen deshalb nicht, wer diese Beurteilung vorgenommen hat, konnten jedoch ähnlich gelagerte Missstände in weiteren Wäldern auf Stutenseer Gemarkung feststellen. Hier Bilder der Ersatz-Aufforstung beim Wasserwerk in Friedrichstal:
120.000 Euro für falsche Bäume und mangelnde Pflege sind fatal. Einen größeren Vertrauensverlust in die Arbeit des Forstes kann es wohl kaum geben. Aber auch die Arbeit des damaligen Gemeinderats ist zu kritisieren. Die Gier zum Kreieren neuer Gelder zu Lasten der Natur ist unfassbar. Derartige Entscheidungen zeigen, dass weder vorausschauend entschieden, noch an Folgekosten gedacht wurde. Ebenso zeigt das Beispiel, dass eine Ersatzaufforstung niemals ein bestehendes Waldstück mit all seiner jahrzehntelang entwickelten Biodiversität ersetzen kann. Das abgeholzte Waldstück war früher eine Einheit mit dem Hardtwald, jetzt wurde ein Flickenteppich ohne direkte Verbindung zum Hardtwald geschaffen.
Auch beim Lachwaldvorhaben wäre nicht nur der Wald, sondern auch das Geld nach 3 Jahren weg gewesen. Gut, dass eine geschlossene Bürgerschaft diesen Irrweg korrigiert hat!
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